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Künftig soll das Regelsystem entscheiden, ob der aktuell erzeugte Solarstrom in die Wärmepumpe fließt oder in das öffentliche Netz eingespeist wird.

Foto: AP/Winfried Rothermel

Regau - An einem neuen System zur besseren Nutzung von dezentral erzeugtem Solarstrom arbeitet der oberösterreichische Wärmepumpen-Hersteller Neura in Kooperation mit dem deutschen Energiekonzern E.ON. Je nachdem, wie viel Strom sich aktuell im Netz befindet und wie die Prognosen für Produktion und Verbrauch aussehen, soll das Regelsystem entscheiden, ob der aktuell erzeugte Solarstrom in die Wärmepumpe fließt oder in das öffentliche Netz eingespeist wird. Im Rahmen der Forschungsprojekts will man bereits in der kommenden Heizsaison erste Feldtests in Deutschland durchführen.

Stromnetze sind komplexe Systeme, in denen bisher immer in etwa die Energiemenge bereit stehen muss, die gerade verbraucht wird. Ist zu wenig Strom da, drohen Ausfälle, ist zu viel Energie im Netz, drohen Schäden durch Überlastung. "Entweder schafft man diesen Ausgleich durch intelligente Stromnetze oder man muss das Netz teuer ausbauen", so Neura-Geschäftsführer Hannes Jakob.

Die vorhandene Energie optimal nutzen

Ein entscheidender Nachteil bei der Erzeugung von Strom in Wind- oder Photovoltaik-Anlagen sind die Abhängigkeit vom Wetter und die damit zusammenhängenden Produktionsschwankungen. Energieversorger müssen daher immer genauer vorhersagen, wie viel Strom aus diesen Quellen ins Netz gelangt. Da der Strom nicht einfach gespeichert werden kann, gehe es vor allem darum, die aktuell vorhandene Energie optimal zu nutzen. Gerade im Hinblick auf dieses aktive Lastmanagement in intelligenten Stromnetzen habe die Wärmepumpe "großes Potenzial", da sie sowohl Heizen wie auch Kühlen und in gewissem Ausmaß "Wärme im Pufferspeicher, in der Fußbodenheizung oder im Warmwasserspeicher einlagern" kann, so Jakob.

Der neue Ansatz zielt auf Haushalte ab, die über eine Solaranlage und eine Wärmepumpe verfügen. Man habe bereits vor einiger Zeit Systeme entwickelt, mit denen die Pumpe in der Lage ist, online Daten zu versenden und zu verarbeiten. Zusätzlich lerne die Anlage im Laufe des Betriebs selbstständig das jeweilige Regelverhalten für das Haus, in dem sie installiert ist. Auf diese Entwicklungen setze man nun auf. Neu ist, dass das System jetzt auch in Abstimmung mit den Daten aus dem Stromnetz und der Photovoltaikanlage selbst darüber entscheidet, was zu tun ist. Dafür brauche es Algorithmen, die die verschiedenen Informationsströme verarbeiten und autonom darüber Auskunft geben können, ob Energiebedarf besteht oder nicht.

Pumpen zu einem "virtuellen Kraftwerk" zusammenfassen

Energieversorger seien natürlich nicht an einer einzigen Wärmepumpe interessiert, die Masse mache das Potenzial aus. Man könne in den systematischen Berechnungen zur Netzauslastung alle Pumpen zu einem "virtuellen Kraftwerk" zusammenfassen. Überschüssige Energie könnte dann immer genau in die Wärmepumpen "geschoben" werden, die über das System Bedarf melden. Je nach Kapazität könnten diese Pumpen genau dann Strom beziehen, wenn er gerade vorhanden und günstig sei, erklärte Jakob. Auf der anderen Seite könnte man regeln, wie viel Strom aus der hauseigenen Solaranlage direkt im Haus gebraucht wird und somit nicht ins Netz fließen muss.

Im Rahmen eines Pilotprojekts betreibe man bereits die firmeneigene Anlage in Regau mit dem System. Die zugrunde liegenden Berechnungsmodelle will man bereits ab Herbst in Feldtests mit 20 Test-Kunden in Bayern, wo Photovoltaik-Anlagen weit verbreitet sind, weiter optimieren. Der Solarstrom-Anteil liegt dort aktuell bei etwa fünf Prozent. In Österreich hingegen liegt man noch bei unter einem Prozent. Der Geschäftsführer rechnet auch für Österreich mit steigenden Anteilen erneuerbarer Energien. Damit könnte auch das Interesse heimischer Energieversorger an der Entwicklung größer werden. (APA, 18.8.2012)