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Klimatische Veränderungen dürften zum Totenkult des südamerikanischen Chinchorro-Volkes beigetragen haben, vermuten Forscher.

Foto: REUTERS/Ivan Alvarado

Washington/Santiago de Chile - Vor 7.000 bis 8.000 Jahren begann das südamerikanische Chinchorro-Volk, die Leichen der Kinder aufwendig zu mumifizieren. Dies dürfte die Folge klimatischer Veränderungen gewesen sein, vermuten Forscher der Katholischen Universität Chile. Ursprung dieses kulturellen Fortschritts sei eine "feuchte Phase" in der Atacama-Wüste, dem Lebensraum dieser Menschen, gewesen, so die Wissenschafter um Pablo A. Marquet.

Die "feuchte Phase" begann vor etwa 7.400 Jahren und endete vor rund 4.200 Jahren. Das stimme recht genau mit der Zeit überein, in der das Jäger- und Sammlervolk seine ersten Toten mumifizierte, schreiben die Forscher in der aktuellen "PNAS"-Ausgabe.

Natürliche Phänomene als Grundlage

Die an den Pazifik grenzende Atacama-Wüste im Norden Chiles und Süden Perus gehört zu den trockensten Gebieten der Welt. Die Trockenheit der Wüste war der Verwesung der Leichen abträglich und dürfte schlussendlich zu ihrer natürlichen Mumifizierung geführt haben. Die so entstehende "Landschaft, übersät mit Mumien", heißt es in der Untersuchung, könnte die lokale Bevölkerung für den Totenkult sensibilisiert haben.

Zwei natürliche Phänomene bildeten demnach die Grundlage für den Kindermumien-Kult: Zum einen stieg der Grundwasserspiegel in der Region, zum anderen ließ das aufsteigende Tiefenwasser an der Pazifikküste Südamerikas auch die Meereslebewesen üppig gedeihen. Dank des besseren Wasser- und Nahrungsangebots wuchs auch die Chinchorro-Bevölkerung schneller. Dies habe die Entwicklung des kulturell bedeutsamen Totenrituals begünstigt oder sogar ermöglicht. (APA/red, derStandard.at, 13.8.2012)