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US-Starjournalist Fareed Zakaria hat abgeschrieben.

Foto: AP/Charles Sykes

"Ich entschuldige mich vorbehaltlos", ist die vorläufig letzte Botschaft an seine 211.186 Follower. Seit Tagen schweigt Fareed Zakaria auf Twitter. Und auch auf der Homepage, auf der alle Artikel des renommierten US-Journalisten nachzulesen sind, gibt es keine weiteren Kommentare oder Hinweise darauf, wie es passieren hatte können, dass ein erfahrener Medienarbeiter den Artikel eines anderen fast wortgleich für eine eigene Kolumne verwendete.

Time und CNN suspendierten den Journalisten

Überlastet? Das könnte es gewesen sein. Fareed Zakaria gilt als Vielschreiber. Der 48-Jährige wurde als Sohn eines indischen muslimischen Politikers und einer Journalistin in Mumbai geboren, absolvierte Yale und Harvard. Seine Karriere begann er bei Foreign Affairs. Ab 2000 war er Chefredakteur von Newsweek, zehn Jahre später wechselte er zum Nachrichtenmagazin Time. Seine Kommentare über die internationale Politik der USA schmückten New York Times, Wall Street Journal, The New Yorker und Washington Post. Bei CNN leitete er die Sendung Fareed Zakaria GPS. Der Ehemann und Vater zweier Kinder schrieb Bücher, verfasste Weinkolumnen und war beliebt in der Öffentlichkeit. Politisch garantierte er provokante Thesen, etwa indem er im Buch "Das Ende der Freiheit?" fragte, ob die Gesellschaft unter zu viel Demokratie leide. Nachdem sich die Nachricht vom Plagiat über Internet verbreitete, suspendierten ihn Time wie CNN bis auf weiteres.

Gerüchte über Azubi-Fehler

Mittlerweile scheint aber selbst das Bild des manischen Medienarbeiters in Gefahr. Blogger munkeln, Zakaria habe eigens Assistenten mit dem Verfassen von Kolumnen beschäftigt, und einem dieser Azubis sei der Fehler passiert. Das wäre doppelt peinlich: Zakaria müsste für eine Urheberrechtsverletzung geradestehen, die er gar nicht selbst begangen hat.

Nur eine Woche nach falschen Bob-Dylan-Zitaten eines Journalisten im New Yorker beschmutzt die Causa einmal mehr die Glaubwürdigkeit der jahrelang für ethisch makellos befundenen US-Presse. Seit dem größten Fälschungsskandal des New York Times-Journalisten Jayson Blair 2003 vergeht fast kein Jahr, ohne dass nicht das eine oder andere Abgeschriebene und Erfundene ans Licht der Öffentlichkeit gerät. Bei aller Pein zeigen sich hier freilich die Selbstreinigungsqualitäten der US-Presse - und das ist das Gute daran. Zakarias Karriere als Journalist ist wohl vorbei, aber es gibt ein Leben danach, wie sich zeigt: Sein einstiger Berufskollege Jayson Blair ist heute Lebensberater. (Doris Priesching, DER STANDARD, 14.8.2012)