Er gilt als der gefährlichste Serienmörder Schwedens: Thomas Quick sitzt wegen achtfachen Mordes im Gefängnis. Wie es jetzt aber aussieht, hat er sich die Morde, die er in den 90er-Jahren gestand, nur  ausgedacht. Ärzte sehen in Thomas Quick einen "Lustlügner", der die Morde erfunden hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Thomas Quick, der sich heute Sture Bergwall nennt, wurde zwischen 1994 und 2001 für acht Morde vor Gericht gestellt und als schuldig befunden. Detailliert konnte er den Ermittlern in Verhören schildern, wie er seine Opfer ermordet hatte. Er stieß dabei auf leichtgläubige Zuhörer: Obwohl es keinerlei technische Beweise für seine Taten gab, zweifelte niemand an den Aussagen des vermeintlichen Massenmörders. Der heute 62-Jährige gestand zunächst noch weitere Taten: 30 Menschen habe er seit 1969 ermordet.

Wissen über Morde aus der Zeitung

Nach einer Psychotherapie dann der Knalleffekt: 2006 zog Quick sämtliche Geständnisse zurück und verlangte ein Wiederaufnahmeverfahren. Nun werden die Mordfälle neu aufgerollt. Bei drei davon ist bereits klar, dass er unschuldig ist. Mittlerweile nehmen Ärzte an, dass Quick sich sämtliche Morde einfach ausgedacht hat. Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, eignete er sich das detailreiche Wissen über die Bluttaten, mit dem er die Ermittler von seiner Schuld überzeugte, in Zeitungsarchiven an, wo er Artikel über ungeklärte Mordfälle las.

Justizskandal

 Nachdem die schwedische Justiz dank Quicks Geständnissen Ende der 90er mit einem Schlag 30 Morde vermeintlich aufgeklärt hatte, steht sie jetzt wieder am Anfang. Manche der Morde sind mittlerweile verjährt. Angehörige der Ermordeten fordern nun die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission. Neben dem angekratzten Ansehen der schwedischen Justiz bleibt auch die Frage, wo der tatsächliche Mörder von dreißig Menschen steckt.  (apa/red, derStandard.at, 14.8.2012)