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Seit heute hat die SPÖ einen Nationalratsabgeordneten weniger. Gerhard Köfer wechselt zur Stronach-Partei

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derStandard.at: Was hat Ihnen Herr Stronach geboten für Ihren Wechsel?

Köfer: Nichts, ich gehe davon aus, dass es auch so bleibt. Für mich ist Geld keine Motivation. 

derStandard.at: Durch die Änderung des SPÖ-Parteistatuts hätten Sie als Bürgermeister auf Ihr NR-Mandat künftig verzichten müssen. Wollten Sie mit Ihrem Wechsel zu Stronach Ihr Mandat sichern?

Köfer: Mein ausschließlicher Anreiz bei Stronach mitzuarbeiten ist, dass ich etwas verändern möchte. Ein Mandat ist für mich nicht mehr ausschlaggebend. Das Verhalten der SPÖ ist derzeit sehr peinlich, die Unterstellung nur deshalb gewechselt zu haben stimmt überhaupt nicht! Und wer sagt, dass ich überhaupt für den Nationalrat kandidiere.

derStandard.at: Wollen Sie für Stronach Bürgermeister und Nationalratsabgeordneter bleiben, sollte die NR-Wahl das ermöglichen?

Köfer: Wie es mit meiner politischen Karriere weitergeht wird der Wähler entscheiden.

derStandard.at: Sie haben der SPÖ also aus inhaltlichen Gründen den Rücken zugewandt?

Köfer: Der Grund, warum ich wirklich gehe, ist der, dass ich das Angebot bekommen habe, an der Gründung einer neuen politischen Bewegung maßgeblich mitzuwirken. Das ist eine unglaubliche Herausforderung, der ich mich noch einmal stellen möchte. 

derStandard.at: Trotzdem noch einmal die Frage. Warum haben Sie sich von der SPÖ abgewandt? So leicht fällt einem das als Politiker ja normalerweise nicht.

Köfer: Es fällt mir überhaupt nicht leicht nach 27 Jahren Mitgliedschaft und 32 Jahren als Funktionär. Das sind wahrscheinlich meine schwierigsten Stunden, die ich jetzt zu bewältigen hab. Aber es besteht eben die Chance, eine Gruppierung von Persönlichkeiten aus allen politischen Lagern und Gesellschaftsschichten zu bilden und mit denen gemeinsam eine Bewegung ohne Bünde, Kammern und Parteizwänge zu gründen, die nur im Interesse der Bürger handelt. Das ist Motivation genug.

derStandard.at: Wieso konnten Sie sich nicht mehr mit der SPÖ identifizieren?

Köfer: Wir haben einige Auffassungsunterschiede gehabt, was den ESM betrifft. Ich habe damals meine Zustimmung nicht gegeben. Ich habe auch eine andere Haltung, was die Wehrpflicht betrifft. Wir kämpfen in Spittal mit allen Fraktionen für das Nichtaufstellen von Handymasten im dichtverbauten Wohngebiet. Da hat es weder Unterstützung von Bund noch Land gegeben. Es war also eine Reihe an Sachthemen, die mich zum Wechsel bewogen haben. 

derStandard.at: Woher kennen Sie Herrn Stronach?

Köfer: Wir haben uns sehr viel über Pferde unterhalten, genauer: über die energetische Behandlung und Betreuung von Pferden. So haben wir uns kennengelernt und er ist mittlerweile zu einem väterlichen Freund geworden.

derStandard.at: Welche Position werden Sie innerhalb der Partei einnehmen?

Köfer: Das ist noch nicht besprochen, noch nicht geklärt. Aber es ist im Moment auch gar nicht wichtig.

derStandard.at: Wird es noch weitere Gemeinderäte aus Spittal geben, die ihnen folgen werden?

Köfer: Das ist die Entscheidung der Gemeinderäte. Wenn jemand mitgeht, würde es mich freuen. Wenn nicht, habe ich dafür auch Verständnis.

derStandard.at: Wird die Partei von Stronach bei einer Neuwahl in Kärnten antreten?

Köfer: Das wird Thema der nächsten Tage sein. Das soll er entscheiden. 

derStandard.at: Aber Ihnen ist das doch sicher ein Anliegen...

Köfer: Wir beschäftigen uns im Moment ausschließlich mit Österreich. Und ob in Kärnten eine Kandidatur sinnvoll ist, wird der Vorstand entscheiden.

derStandard.at: Sie arbeiten als Energetiker. Hat das bei Ihrer Entscheidungsfindung irgendeine Rolle gespielt?

Köfer: Nein, hat es nicht. Aber ich glaube, dass man mit 51 Jahren andere Werte schätzen lernt. Bis dato war es wichtig, Karriere zu machen. Das hab ich abgelegt. Ich bin, glaube ich, abgeklärter und ruhiger geworden. Ich möchte diese Funktion jetzt völlig unaufgeregt ausüben. 

derStandard.at: Reichen Ihre heilende Fähigkeiten für Kärnten?

Köfer: Das wird schwierig werden. Aber es könnte durchaus dienlich und nützlich sein. 

derStandard.at: In welcher Form?

Köfer: Indem man sachlich an Themen herangeht und nicht jeden von Haus aus mit Schmutzkübeln bewirft. Das wird nicht mein Auftrag sein und ist auch nicht mein Verständnis. Im Gegenteil: ich habe in einer Stadt wie Spittal 99 Prozent einstimmige Beschlüsse auch ohne Mehrheit. Auch wurden in meiner 15-jährigen Amtszeit keine wirklichen Schulden gemacht. Mir imponieren die Wörter Wahrheit, Fairness und Transparenz.

derStandard.at: Was wollen Sie mit der Partei von Stronach erreichen?

Köfer: Ich werde versuchen meine sozialdemokratische Kompetenz einzubringen. Ich habe Herrn Stronach als jemanden kennengelernt, der Handschlagsqualität hat und dem Neid fremd ist. Ich glaube, dass wir mit ihm einen frischen Wind in die österreichische Innenpolitik bringen können. 

derStandard.at: Wollen Sie auch zurück zum Schilling wie Herr Stronach?

Köfer: Das ist ein weiter Weg und derzeit überhaupt nicht mein Thema. Wir werden uns in der neuen Bewegung noch mit verschiedensten Themen auseinander setzen müssen. Wie mir nicht verborgen bleibt, sind viele mit der derzeitigen Währung unzufrieden. Aber das ist im Moment nicht mein vordergründigstes Problem. (Teresa Eder/derStandard.at, 14.8.2012)