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Symptomatisch für den Zustand von Europas Industrie: der Autokonzern Peugeot.

Foto: AP/Vincent

Die meisten Rezessionen der letzten 30 Jahre sind von den USA ausgegangen. Der Abschwung von 2012, der sich in den Konjunkturdaten von Dienstag manifestiert hat, wurde hingegen in Europa hausgemacht.

2009 war die Konjunktur in der EU noch Opfer der amerikanischen Finanzkrise, doch inzwischen ist diese inzwischen durchgestanden. Die US-Wirtschaft schwächelt zwar weiter, aber sie wächst – wenn auch langsamer als in früheren Erholungsphasen. Die amerikanischen Banken haben ihre Bilanzprobleme zum Großteil gelöst und können daher auch neue Milliardenverluste verkraften.

Europa ist anders. Der Kontinent steckt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren in einer Rezession, und das betrifft nicht nur die krisengeschüttelten Südländer. Auch Belgien und Finnland stecken tief in der Krise – ebenso wie das Nicht-Euroland Großbritannien.

Österreich und die Niederlande profitieren zwar vom anhaltend starken Wachstum in Deutschland, das allerdings im dritten Quartal sich nicht wiederholen dürfte. Dann droht die gesamte Eurozone ein Null- oder Minuswachstum aufzuweisen.

Der einzige Lichtblick der Zahlen vom Dienstag ist Frankreich, dessen Wirtschaft im zweiten Quartal stagniert hat und nicht- wie erwartet – geschrumpft ist. Aber auch das dürfte nicht von Dauer sein.

Ein Teil dieser Rezession ist unvermeidlich. In Spanien, Portugal, Irland und Griechenland müssen der Staat und die Bürger sparen, um die gewaltigen Leistungsbilanzdefizite abzubauen. Das geht nur, wenn die Wirtschaft schrumpft. Allerdings könnte dies auch weniger radikal und über einen längeren Zeitraum geschehen – hier ist der einseitige Spardruck konterproduktiv.

In Finnland trägt das Leiden des einstigen Hightech-Stars Nokia viel zur Wirtschaftskrise bei. Nokia ist für den Zustand von Europas Industrie ebenso symptomatisch wie Peugeot: Die großen Konzerne haben wichtige Trends verschlafen, und neue Mitbewerber entstehen anderswo, aber nicht auf dem alten Kontinent.

Vor allem aber ist es die Unsicherheit über die Zukunft des Euro, die Europas Wirtschaft bremst. Und hier liegt die Verantwortung bei den Regierenden, die sich auch nach drei Jahren noch immer auf keine Lösung haben einigen können. Im Gegenteil: Die Euro-Spitzen sind heute zerstrittener denn je.

Und das ist das Schlimmste an der Lage. Andere Rezessionen tragen den Keim des Aufschwungs in sich. Aber wenn sich, wie es aussieht, die Eurokrise weiterhin dahinschleppt, halbherzige Rettungsaktionen zwar den Zusammenbruch verhindern, aber auch keinen Befreiungsschlag bieten, dann wird sich auch die Konjunktur in den meisten Ländern nicht erholen.

Dann steht der Eurozone eine lange Phase der wirtschaftlichen Frustration bevor.