Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Heimann

Berlin - Wenn der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft heute, Donnerstag, zu einer weiteren Krisensitzung zusammenkommt, dann dürfte diese ziemlich turbulent werden. Denn es zeichnet sich ab, dass der Start des milliardenschweren Prestigeprojekts, das längst zum Pannenflughafen verkommen ist, wohl wieder verschoben werden muss.

Ursprünglich hätte das erste Flugzeug am Großflughafen Berlin Brandenburg International (Willy Brandt) am 30. November 2011 abheben sollen. Weil der Flughafen nicht rechtzeitig fertig wurde, verschob man den Jungfernflug auf 3. Juni 2012. Dreieinhalb Wochen vor dem großen Ereignis wurden die prominenten Gäste von Kanzlerin Angela Merkel abwärts jedoch von der Eröffnungsfeier wieder ausgeladen.

Der neue - und diesmal angeblich wirkliche und wahre - Eröffnungstermin wurde auf den 17. März 2013 festgelegt. Nach übereinstimmenden Medienberichten heißt es nun jedoch in der Brandenburger Landesregierung bereits: "Der Termin ist tot." Es werde wohl doch Sommer oder Herbst 2013 werden.

Das Debakel ist nicht, wie man die Wählerinnen und Wähler zunächst glauben machen wollte, nur auf unfertige Brandschutzanlagen zurückzuführen. Immer deutlicher zeigt sich, dass es auch in anderen technischen Bereichen gewaltig hapert. Die Kosten sind mittlerweile von 1,17 auf 4,5 Milliarden Euro explodiert.

Gefahr im Verzug

Doch nicht alle Pannen sind finanzieller Natur. Bei einer Razzia wurden 20 Schwarzarbeiter aufgegriffen. Einer von ihnen ist ein junger Mann, der vor einigen Jahren zum Islam konvertierte und vom Landeskriminalamt Berlin als "Gefährder im islamistischen Spektrum" geführt wird. Denn er hatte Kontakt zu Islamisten, die wegen Vorbereitungen zu Sprengstoffanschlägen aufgefallen waren. Der 21-Jährige war an der Airport-Baustelle für die Zugangskontrollen zuständig.

Lufthansa und Air Berlin drängen auf einen raschen Eröffnungstermin. " Hoffentlich kommen sie schnell in die Hufe", sagt Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn. Er hat der Airline nach einem verlustreichen ersten Halbjahr einen weiteren Sanierungsschritt verordnet: Um die dünne Eigenkapitaldecke, die Ende Juni bei nur vier Prozent lag (Lufthansa bei 26,8 Prozent), werden acht Flugzeuge verkauft. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 16.8.2012)