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Mit Slogans wie "Die Bank gewinnt immer" äußern Demonstranten ihren Unmut über die Rettung spanischer Banken durch die Regierung.

Foto: reuters/comas andrea

Granada - "Ein völlig neuer Wohnungs- und Häusermarkt wird in Spanien entstehen", ist Ángel Serrano, Geschäftsführer des führenden Immobilienconsulters Aguirre-Newman überzeugt. Mit der Bad Bank, die Ende August aus der Taufe gehoben wird, werde "der Staat zum größten Immobilieneigentümer". Übernimmt er doch die toxischen Aktiva der aktuell vier verstaatlichten Banken - Bankia-BFA, Novacaixagalicia, CatalunyaCaixa und Banco de Valencia.

"Öffentliche Gelder sind verschwunden, die Privaten nicht", sagt Serrano weiter. Nun gelte es, internationale Investoren anzulocken. Elementar sei, dass "die Aktiva nicht an Wert einbüßen und auf lange Sicht rentabel sind", so Serrano. Das verlange "aktives Management und Strategie". Spaniens rechtskonservative Regierung unter Premier Mariano Rajoy (Partido Popular, PP) hat darum für zwei Millionen Euro Honorar das Madrider Beratungsunternehmen Álvarez & Marsal mit der Bad-Bank-Planung betraut. Unabdingbar sei zudem die begleitende Schaffung eines Markts für Mietwohnungen und forcierte Renovierungen, wofür Infrastrukturministerin Ana Pastor jüngst ein Gesetz ankündigte. Damit ließen sich die Miseren des Finanzsektors und am Arbeitsmarkt lindern.

Die Zeit drängt. Selbst die größten - und stabilsten - sechs Banken (Banco Santander, BBVA, CaixaBank, Banco Sabadell, Banco Popular und Bankinter) halten von in Konkurs befindlichen Bauträgern 33,4 Milliarden Euro an faulen Immobilien-Positionen - ein Plus von 97 Prozent im Jahresvergleich, wie die Wirtschaftszeitung Cinco Dias berichtet.

Problem Kleinanleger

Spaniens verstaatlichte Banken legten ihre Halbjahres-Ergebnisse noch nicht vor. Unabhängige Prüfer werden dies im September tun. Bis Oktober soll dann eine erste Tranche der zugesagten bis zu 100 Milliarden Euro an EU-Bankenhilfen fließen. Sofern "alles nach Plan läuft", wie EU-Kommissionssprecher Ryan Heath sagte.

Doch bevor jene Hilfsgelder nach Madrid transferiert werden, muss Wirtschaftsminister Luis de Guindos noch eine Lösung für all jene finden, die in Vorteilsaktien der verstaatlichten Sparkassen investiert haben. Laut Financial Times verhandelt Spanien mit der EU-Wettbewerbskommission um eine Regelung, wie Kleinanleger vor Verlusten geschützt werden können. Demnach sollen die Kleinanleger anfänglich einen Abschlag (Haircut) von 50 bis 70 Prozent hinnehmen, anschließend sollen diese Abschläge von den Banken mit hohen Zinszahlungen über vier bis sechs Jahre vollständig ausgeglichen werden.

Alleine Bankia hatte um den Börsengang im Juli 2011 rund drei Milliarden Euro an 80.000 Anleger veräußert. Nicht immer wurde auf Risiken hingewiesen. So konnten bereits in zahlreichen Gerichtsverfahren, wie zuletzt gegen die Novacaixagalicia, Geschädigte ihr Geld erfolgreich zurückfordern. Das neue Management entschuldigte sich öffentlich in Zeitungsannoncen für das Fehlverhalten ihrer Vorgänger.

"Ganz Europa hat Fehler gemacht, die zur Krise führten", sagt Alfonso Alonso, PP-Parlamentssprecher. Auch deutsche Banken hätten am spanischen Immobilienboom mitgewirkt und mitverdient. "Keiner der Beteiligten versuchte die Dynamik zu bremsen", kritisiert Alonso: "Im Gegenteil. Man trieb sie weiter an." Er räumt jedoch ein, dass "Spanien mehr Fehler als andere" gemacht habe. (Jan Marot, DER STANDARD, 16.8.2012)