Die schöne STANDARD-Serie "So spricht Österreich" hat uns gezeigt, wie viele sprachliche Elemente aus den Migrantengruppen stammen und zum Teil zu neuen austrotürkischen oder austroserbischen etc. Dialekten oder Umgangssprachen neu geformt wurden. Was fehlt, sind einige Aspekte der Kinder- und Jugendlichensprache.

Untersuchungswürdig wäre etwa, warum nicht wenige Wiener Zehnjährige per "Ne Cola" oder "Mann!" reden. Es handelt sich dabei um das sogenannte "RTL- II-" oder "Super-RTL-Deutsch", das von den dort abgespielten Serien (bzw. der deutschen Synchronisation der dort abgespielten Serien) übernommen wird. Auch das ist eine Entwicklung, die dem Wiener Dialekt langsam den Garaus macht (und da der ORF keine Dialekt-Serien zusammenbringt ...).

Es sind noch Fragen offen. Das zweite Phänomen ist das Verschwinden der Hilfszeitwörter: "Darf ich ein Eis?" oder "Darf ich das iPhone?" Zweckdienliche Hinweise, wo das herkommen könnte, sind erbeten.

Der alte Wiener Dialekt verschwindet langsam (wer sagt noch "du Safensiader" oder "oide Rauchfangtauben"), ein neuer, angereichert mit Migrantendeutsch, entsteht. In Deutschland leben ganze Komikertrupps vom mehr oder minder politisch korrekten, mehr oder minder witzigen Spott über Migrantendeutsch ("Was guckst du?"). Wir haben es bisher nur zu dem unguten und öden "Daham statt Islam" gebracht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 16.8.2012)