Jetzt hat es Sportmarschall Norbert Darabos tatsächlich geschafft, mit seinen an alle (außer sich selbst) gerichteten Vorwürfen die Olympiade über ihr Ende hinaus debattenmäßig zu dehnen. Hut ab vor dieser Taktik. In ZiB-Sendungen war er diese Woche zwar unauffindbar. Und auch Armin Wolf ersparte seinem ersten Sommergespräch-Opfer Fragen nach Methoden zum Auszug aus der Medaillenwüste - wo er doch Josef "BZÖ" Bucher mit bissiger Schlagfertigkeit, die er beibehalten möge, sonst kaum etwas ersparte.

Dennoch strahlt Darabos' (im Sinne der Problemlösung eingesetzter) Kunstgriff, die Verantwortung für die "Schmach von London" von sich abzuduschen, weiter wie eine Vorwurfssonne - sogar weit in die eigene Partei. So versuchte der Bundeskanzler im TV die Analysekraft seines Selbstverteidigungsministers zu neutralisieren. Und sogar Ministerin Claudia Schmied erschien im TV, um uneinsichtig Vorwürfe abzuschmettern, zu wenige Bewegungsschulstunden seien schuld am Londoner Marathon der Medaillenlosigkeit.

Doch die Front der Blockierer bröckelt. Gesundheitsminister Alois Stöger gab Darabos (in der ZiB 2) etwas abstrakt, aber doch recht: "Wir brauchen mehr Bewegung in Österreich", meinte Stöger und beschwor sogar Darabos' visionäre Kraft, als er verriet, dass er mit Norbert längst " einen nationalen Aktionsplan für mehr Bewegung" in die Wege geleitet habe.

Möge Stögers Beistand Darabos Superkräfte verleihen, weitere Blockierer zu entlarven. Das ist wichtig, damit alle Schuldigen vom Ankläger Darabos Im Zentrum zum medaillenverdächtigen Showdown gestellt werden können. Damit in Rio 2016 alles goldiger wird. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 18.8.2012)