Amiens - Nach den schweren Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei im nordfranzösischen Amiens sind erstmals mutmaßliche Randalierer festgenommen worden. Drei Festnahmen stünden im "direkten Zusammenhang" mit den Ausschreitungen, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Das Innenministerium in Paris kündigte an, jährlich 500 neue Polizeistellen vor allem für Problemviertel zu schaffen.

Insgesamt gab es fünf Festnahmen in der Nacht zum Donnerstag. Zwei davon stünden nur am Rande im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in der Nacht zum Dienstag in einem Problemviertel im Norden von Amiens, sagte Vize-Staatsanwalt Eric Boussuge.

Bei den anderen drei mutmaßlichen Randalierern handelt es sich demnach um einen 27-Jährigen, der selbst bei einem Polizeirevier vorstellig und dort wiedererkannt wurde. Zwei Jugendliche wurden festgenommen, als sie am Mittwochabend erneut versuchten, Mülleimer in Brand zu setzen. Boussuge hob hervor, dass die "Anführer" der Krawalle erst nach gründlicher Ermittlungsarbeit festgenommen werden könnten.

16 verletzte Polizisten

Bei den schweren Ausschreitungen waren 16 Polizisten durch Kugeln, Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse verletzt worden. Mit Tränengas und Gummigeschoßen gingen die Beamten gegen die Jugendlichen vor. Festnahmen gab es dabei zunächst keine. Die Polizei wurde danach massiv verstärkt. In der Nacht zum Mittwoch und zum Donnerstag blieb es ruhig.

Die neue sozialistische Regierung in Frankreich will ab September in 15 sogenannten vorrangigen Sicherheitszonen zusätzliche Vorkehrungen treffen. Zu diesen Gebieten zählt auch das Problemviertel im Norden von Amiens, in dem es regelmäßig zu Zwischenfällen kommt.

Innenminister Manuel Valls kündigte nun an, dass ab 2013 jährlich 500 zusätzliche Stellen bei der Polizei und bei der Gendarmerie geschaffen würden. In den vorrangigen Sicherheitszonen würden keine Anfänger eingesetzt. Die neuen Stellen seien für "abgehärtete Männer und Frauen, die das Umfeld kennen", hob er im südfranzösischen Aix-en-Provence hervor, wo er zwei bei einem Einsatz verletzte Beamte besuchte.

Die Sicherheit sei eine Priorität der neuen Regierung im Haushaltsentwurf 2013, sagte Valls weiter. Er kritisierte, dass in den fünf Jahren zuvor unter dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy 12.000 Polizeistellen gestrichen worden seien.

Wegen der Sparzwänge in Frankreich sollen die zusätzlichen Stellen durch Umschichtungen im Budget finanziert werden. Während Polizei, Justiz und das Bildungswesen zusätzliches Personal erhalten sollen, müssen andere Ressorts wie Verteidigung und Finanzen auf Mitarbeiter verzichten. (APA, 16.8.2012)