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Tomaten zählen zu den am stärksten belasteten Gemüsesorten.

Foto: REUTERS/David Mdzinarishvili

Kopfsalat, Tomaten und Gurken. Wer würde bei diesen vermeintlich gesunden Lebensmitteln an Chemikalien denken, die man zusätzlich zu den Vitaminen oft mitisst?

"Eine Antibabypille enthält 200 Mikrogramm künstlich hergestellter Hormone, ein Kilo Äpfel 600 Mikrogramm hormonell wirksamer Chemikalien. Das ist beunruhigend", sagt Helmut Burtscher, Umweltchemiker bei Global 2000. Die österreichische Umweltschutzorganisation hat gemeinsam mit dem "Pesticide Action Network" die Überwachungsdaten der europäischen Lebensmittelbehörde aus 27 EU-Mitgliedsländern ausgewertet. Die Ergebnisse: Die Belastung durch Pestizide, die Chemikalien enthalten, die in den Hormonhaushalt eingreifen, ist enorm.

Verantwortlich für chronische Erkrankungen

Laut Umweltmediziner Hans-Peter Hutter stehen diese Chemikalien, die wie Hormone wirken, mit diversen chronischen Erkrankungen wie Brust - oder Prostatakrebs, aber auch Unfruchtbarkeit in Zusammenhang. Besonders Schwangere und Kleinkinder müssten geschützt werden. Am stärksten belastet sind Kopfsalat, Tomaten, Gurken, Äpfel und Lauch. Auch Weintrauben weisen eine hohe durchschnittliche Belastung auf.

Gesetz seit 2011 in Kraft

Eigentlich wäre die Sache ja einfach: Eine neue EU-Pestizid-Gesetzgebung ist seit 2011 in Kraft. Seitdem sind hormonell wirksame Chemikalien in Pestiziden EU-weit verboten. Geschehen ist bisher aber nichts: Erst Ende Dezember 2013 soll eine Liste mit bedenklichen Chemikalien veröffentlicht werden. "Es wird noch lange dauern, bis der Gesetzgeber uns schützt", sagt Burtscher von Global 2000.

Bioprodukte weniger belastet

Wie kann sich der Konsument also selbst schützen? Global 2000 rät zu Bioprodukten. Durchschnittlich seien diese um ein Vielfaches weniger belastet. Die Annahme, dass durch besseres Waschen der Lebensmittel auch die Chemikalien abgewaschen werden, stimmt nicht: "Man erreicht dadurch nur eine geringe Reduktion von Pestizidrückständen", sagt Helmut Burtscher. Er rät dazu, Äpfel zu schälen: "Bei Äpfeln passe ich jetzt selbst extrem auf." Sowohl Hans-Peter Hutter, als auch Helmut Burtscher warnen aber vor einem falschen Umkehrschluss bei Herr und Frau Österreicher: "Jetzt zu sagen: 'Dann ess' ich einfach gar kein Gemüse mehr' ist mit Sicherheit falsch." (Franziska Zoidl, derStandard.at, 16.8.2012)