Moskau/Wien - In der Russisch-Orthodoxen Kirche in Moskau wird die Solidaritätsaktion mit der Punkband Pussy Riot in Wien als "lästerlich" angesehen. Der Erzbischof von Jegorjewsk und Leiter des für die ausländischen Einrichtungen zuständigen Ressorts des Moskauer Patriarchats, Mark, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Novosti, dass er hoffe, die Aktion in der orthodoxen St. Nikolaus-Kathedrale in Wien-Landstraße bleibe nicht ohne Folgen. Der Pfarrer von St. Nikolaus erstattete am Donnerstag Anzeige wegen "Störung der Religionsausübung".

Vier vermummte Personen hatten am Dienstag aus Solidarität mit den angeklagten Frauen der Punkband den Altar der russisch-orthodoxen Kathedrale in Wien gestürmt. Wie die regierungskritischen Musikerinnen aus Russland trugen die vier bunte Gesichtsmasken und ließen sich im Altarraum mit einem Banner fotografieren, wie ein Kirchenvertreter am Mittwoch sagte. Die beiden einzigen BesucherInnen der Kathedrale zum Heiligen Nikolaus seien empört gewesen, doch es es sei kein Sachschaden entstanden.

Gottesdienst zur "Ausrottung des Hasses"

Erzbischof Mark kündigte an, dass sich Mitarbeiter der Kathedrale heute, Donnerstag, an die Polizei wenden werden. Er hoffe, dass die Polizei dem Vorfall ihre Aufmerksamkeit widme und auch die Botschaft reagieren werde. Am Donnerstag werde in der Kathedrale ein Gottesdienst "zur Ausrottung des Hasses" zelebriert, fügte er hinzu. "Dies ist unsere Antwort auf die lästerliche Aktion. Wir möchten, dass die Menschen ihre Position bekunden, ohne andere Menschen zu beleidigen."

Die Bundespolizeidirektion Wien bestätigte am Donnerstag eine entsprechende Anzeige durch den Pfarrer von St. Nikolaus. Es habe eine Anzeige wegen "Störung der Religionsausübung" gegeben, das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) habe Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen. Im Falle einer Verurteilung drohen bis zu sechs Monate Haft, sagte Polizei-Sprecherin Adina Mircioane. Die russische Botschaft war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Geplante Aktionen am Tag der Urteilsverkündung

Anlässlich der für den morgigen Freitagnachmittag angekündigten Urteilsverkündung im Prozess gegen Pussy Riot ruft die Bewegung "Rosa Antifa Wien" am Freitag für 16.00 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung vor dem Wiener Burgtheater auf. Bei der Wiener Polizei ist diese jedoch bisher nicht angemeldet. Auch in anderen westlichen Hauptstädten sollen Unterstützungsveranstaltungen für die Punkband stattfinden.

Die drei inhaftierten Frauen von Pussy Riot hatten im Februar am Altar der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein "Punkgebet" aufgeführt. Mit ihrem Auftritt kurz vor der Präsidentenwahl protestierten die Musikerinnen gegen Russlands heutigen Staatschef Wladimir Putin und kritisierten dessen Beziehungen zur mächtigen russisch-orthodoxen Kirche. Die Frauen wurden wegen "Rowdytums" angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert für die Angeklagten jeweils drei Jahre Haft. (APA, 16.8.2012)