Sinistrer, blinder Magier:  Robert De Niro.

Foto: Thimfilm

Wien - "Ghostbusters", Geisterjäger, sind Margaret Matheson (Sigourney Weaver) und ihr Assistent Tom (Cillian Murphy) eigentlich nur im negativen Sinn des Wortes. Sie werden zwar zu Einsätzen in Spukhäuser gerufen, als Physiker ist ihnen allerdings daran gelegen, die wissenschaftlichen Erklärungen hinter übersinnlichen Phänomenen zu finden. Da kann der Tisch in der Eröffnungsszene noch so sehr ruckeln, Margaret und Tom fürchten nichts, denn sie kennen alle Tricks - und wenn noch nicht, brennen sie darauf, diese noch zu entlarven.

"Red Lights" nimmt sich im Kontext des Subgenres Mystery-Thriller, in dem das Fantastische als zentrales, unhinterfragtes Element gilt, mithin entsprechend ketzerisch aus. Statt den Einbruch des Unerklärbaren inszenatorisch auszuschmücken und Schauer zu verbreiten, interessiert sich der Film mehr für die nerdigen Tätigkeiten eines universitären Teams, das nichts anderes im Sinn hat, als Illusionen zu zerstören - wie jene eines Scharlatans, der vorgibt, Krebskranke allein mit telekinetischen Mitteln heilen zu können.

So abwechslungsreich diese Verschiebung im neuen Film des Spaniers Rodrigo Cortés auch erscheint, das Drehbuch schreibt dem Duo aus lebenserfahrener Frau und leicht überschwänglichem jungen Mann - mit Studentin Elizabeth Olsen wächst es noch zum Trio an - einen sinistren Gegenspieler vor. Dieser krümmt nicht einfach nur Löffel, er muss pure Vernunft mit Suggestionspower irritieren - und als solches Medium tritt Simon Silver, ein blinder, an Uri Geller gemahnender Magier im Film auch auf.

Dass ihn der Gestaltwandler der Schauspielerei, Robert De Niro, verkörpert, lässt die Gesten dieses Mannes noch größer erscheinen. Nun will er nach langer Abwesenheit auf die Bühne zurück. Das weckt auch das Interesse von Tom, während sich Margaret von Silver lieber fernhalten will.

Cortés hat 2010 mit dem effizienten Ein-Mann-im-Sarg-Thriller "Buried - Lebendig" viel Gespür für Spannungsaufbau bewiesen. "Red Lights" wirkt dagegen dramaturgisch fahrig und unfokussiert. Anstatt sich auf eine durchgehende Konfrontation einzulassen, schlägt das Drehbuch beständig Haken - so geht mittendrin plötzlich eine Hauptfigur verloren. Das wirkt sich negativ auf die Balance aus, da der Film damit auch seinen skeptisch-distanzierten Blick gegen eine melodramatische Tonart eintauscht - um den hohen Preis der Plausibilität des Ganzen.

Brian De Palma hat mit "The Fury" ("Teufelskreis Alpha", 1978) einen großartig überspannten Film über Telepathie gedreht und dabei demonstriert, dass man sich filmisch eigentlich alles erlauben kann, wenn die dramatische Grunddisposition stimmt. "Red Lights" macht dagegen den Fehler, so oft die Seiten zu wechseln, bis am Ende gar nichts mehr stimmt. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 17.8.2012)