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Der Himmel zeigte sich düster, der guten Laune von Michael Spindelegger tat dies keinen Abbruch: Er will die ÖVP ruhig durch den Sturm navigieren.

Foto: APA/Neumayr

Salzburg - Wenn Bundespolitiker in ländlichen Regionen auftauchen, tragen sie gerne Tracht. Oder zumindest etwas, das einigermaßen trachtig daherkommt. "Dresscode Tracht" war auch bei der Auftaktveranstaltung der ÖVP zur politischen Herbstsaison vorgeschrieben. Parteispitze und Regierungsmitglieder hatten am Donnerstag zur Schiffsrundfahrt auf dem Mondsee geladen.

Als bekennender und praktizierender Mondsee-Fan will ÖVP-Obmann Michael Spindelegger das Trachtige freilich nicht als Anbiederung verstanden wissen. Eher schon als Symbol für das ÖVP-Motto der Herbstarbeit: "Zukunft aus Tradition".

So manches aus der jüngeren Vergangenheit kommt der Volkspartei dabei jedoch höchst ungelegen. Die ÖVP werde nicht nur "zurückschauen, sondern auch nach vorne blicken", sagt Spindelegger. Im Herbst werde man verstärkt wirtschafts- und europapolitische Themen besetzen, kündigt er an.

Denn mit dem Trockenlegen von Sümpfen und dem Aufarbeiten der Vergangenheit sei noch kein Wettbewerbsvorteil und kein Arbeitsplatz geschaffen. Das Wort Kärnten hat der Vizekanzler am Mondsee aber erst gar nicht in den Mund genommen.

Auch die mögliche Kandidatur einer Partei von Frank Stronach erwähnt der Vizekanzler in seinen Begrüßungsworten nicht. Dafür dominieren die politischen Ambitionen des Austro-Kanadiers die Diskussionen während der einstündigen Bootsfahrt.

Der schwarze Generalsekretär Johannes Rauch sieht Stronachs Pläne "relaxed": Wettbewerb belebe das Geschäft, und neben den fünf Parlamentsparteien würden mit Stronach, den Piraten, den Christen und der KPÖ dann eben neun Parteien bei den kommenden Nationalratswahlen antreten.

Rauch glaubt, dass sich Stronach "selbst entzaubert". Er zieht vor allem dessen Wirtschaftskompetenz in Zweifel: Gerade für die Exportwirtschaft hätte der von Stronach geforderte Euro-Austritt schlimme Folgen.

Dass auch ein schwarzer Parlamentarier, wie zuletzt der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Gerhard Köfer, ins Stronach-Lager wechseln könnte, glaubt Rauch nicht: "Von der ÖVP geht niemand über Bord", meint er mit Blick in den vom Wind aufgewühlten Mondsee im Standard-Gespräch.

Sein Chef, Michael Spindel egger, ist vorsichtiger. Es sei nicht auszuschließen, dass der eine oder andere "frustrierte Gemeinderat" gehe. Anzeichen, dass ein Parlamentarier abspringe, gebe es aber keine.

Jobangebot von Stronach

Laut Spindelegger soll Stronach bereits bei mehreren seiner Parteifreunde "angeklopft" haben. Ihnen sei, wenn der Sprung in den Nationalrat nicht gelingt, ein Jobangebot auf zwei Jahre gemacht worden.

Spindelegger hofft, dass die Haltung "Mit Geld kann ich alles kaufen" den Wählern "unsympathisch" ist. Umweltminister Nikolaus Berlakovich assistiert: Als sich Stronach bei der Wiener Austria engagiert hatte, sei er "von den Fans ausgepfiffen worden".(Thomas Neuhold, DER STANDARD, 17.8.2012)