Kairo - Geht es nach Scheich Ha shem Islam, einem Mitglied der Fatwa-Kommission der einflussreichen theologischen Hochschule Al-Azhar in Kario, so machen sich Kritiker der Muslimbrüder und von Präsident Mohammed Morsi des "Hochverrats" schuldig.

In einer Rede, die de facto als Fatwa (Lehrmeinung) angesehen werden kann, erklärte der Geistliche am späten Dienstagabend in Kairo, es könnte durchaus legitim sein, auch mit Gewalt gegen Morsis Gegner vorzugehen. Er bezog sich auf eine für den 24. August angekündigte Großdemonstration gegen das Staatsoberhaupt und die Muslimbrüder.

"Das ist eine Revolution, die sich auf schroffe Weise gegen die Demokratie und die Freiheit richtet", wurde Scheich Islam vom Internetportal Ahram Online bei einer Veranstaltung im Ägyptischen Diplomatischen Club zitiert. "Wer sich dem Aufstand des 24. August anschließt, wird gegen die Revolution des 25. Jänner (2011) sein." Und fügte hinzu: "Diese Personen begehen Hochverrat gegen ihre Nation, Gott, seinen Propheten und die Muslime."

Die Äußerungen sorgten in der ägyptischen Öffentlichkeit für Aufregung, viele sahen ihre demokratischen Rechte gefährdet. Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei sprach via Twitter von "religiösem Faschismus" und forderte, solche Geistliche sollten vor Gericht gestellt werden. (red, DER STANDARD, 17.8.2012)