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Lufthansa setzt auf billigere geleaste Flugbegleiter und riskiert einen Streik.

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Wien - Abhängig davon, wie die Gespräche zwischen der Gewerkschaft der Unabhängigen Flugbegleiter in Deutschland (Ufo) und der Lufthansa am Donnerstag ausgingen, könnte es am Freitag in Deutschland erste Warnstreiks geben. Wie berichtet, stimmten bei einer Urabstimmung jüngst 97 Prozent der Mitglieder für einen Streik.

Die Auseinandersetzungen zwischen Lufthansa und Ufo ziehen sich bereits über viele Monate. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lufthansa mittels ihres laufenden Sanierungsprogramms Score den Gewinn um 1,5 Mrd. Euro verbessern will, rund 600 Mio. Euro sollen durch Einsparungen im Fluggeschäft erreicht werden.

Nachdem es in den vergangenen drei Jahren keine Gehaltserhöhungen gegeben hat, will die Gewerkschaft aber keiner weiteren Nullrunde für ihre Mitglieder zustimmen. Die Mitarbeiter - bei der Lufthansa sind rund 18.000 Flugbegleiter tätig - sollen auch mehr am Gewinn des Unternehmens beteiligt werden und leichter vergünstigt fliegen können. Besonders gegen den Strich geht der Gewerkschaft der Einsatz von billigerem (weil geleast) Kabinenpersonal im Europaverkehr. Seit Juni setzt Europas größte Airline auf den Strecken ab Berlin geleaste Flugbegleiter ein. Eigens dafür wurde die Leasing-Firma Aviation Power, ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa Technik und der Zeitarbeitsfirma Manpower, gegründet. Die Gewerkschaft wollte dies unbedingt verhindern und fürchtet nun, dass das Berlin-Projekt zum Vorbild für den gesamten Europaverkehr werden könnte.

Abgeschaut hat sich Lufthansa dieses Modell bei FlyNiki. Die von Niki Lauda gegründete Airline, die jetzt zur Air Berlin gehört, beschäftigt seit ihrer Gründung fast ausschließlich geleaste Crew-Mitarbeiter.

Lufthansa macht auf den Kurz- und Mittelstrecken dem Vernehmen nach Verluste im dreistelligen Millionen-Bereich. Um hier wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, werden eigene Kurzstrecken- Flüge mit der Billigtochter Germanwings durchgeführt. Die Personalkosten bei Germanwings liegen vor allem im Bereich Kabinenpersonal deutlich unter denen der Muttergesellschaft.

Pauschale Schichtzulage

Das Einstiegsgehalt einer Lufthansa-Stewardess liegt bei 1530 Euro monatlich. Dazu kommt eine pauschale Schichtzulage, die unregelmäßigen Dienst und etwa den Nachteil abgelten soll, abends nicht daheim, sondern im Hotel übernachten zu müssen. Nach knapp 20 Dienstjahren kann ein Flugbegleiter auf rund 4000 Euro monatlich kommen. Die Chefs in der Kabine, die Purser, verdienen mehr, in der Spitze 7000 Euro, berichtete jüngst der "Deutschlandfunk2.

Kritik an der Lufthansa kommt jetzt auch von der Vereinigung Cockpit, der Interessenvertretung der deutschen Piloten. In einem Schreiben an den Verband österreichischer Verkehrspiloten heißt es: "Es ist uns wichtig, deutlich zu machen, dass wir die Methoden, mit denen die Arbeitgeber bei der AUA vorgegangen sind, nicht gutheißen, und wir werden dies gegenüber der Lufthansa ... nochmals kritisch erwähnen." Anders als bei der Swiss ist es Lufthansa, Augsburg Airways und Contact Air nicht möglich, die Wet-Lease-Flüge im Auftrag der AUA abzulehnen. VC will die unternehmerischen Ziele, die die Lufthansa bei AUA/Tyrolean verfolgt, "hinterfragen". (Claudia Ruff, DER STANDARD, 17.8.2012)