Fit wie ein Turnschuh sind Österreichs Schulkinder schon lange nicht mehr. 19 Prozent aller Sechs- bis 15-Jährigen waren beim letzten Ernährungsbericht übergewichtig, acht Prozent davon adipös. Und es werden immer mehr, die nicht mehr als Pummelchen durchgehen, sondern ganz einfach als dick bezeichnet werden müssen.

Würde die Debatte um mehr Turnstunden unter diesen Vorzeichen diskutiert, wäre das noch nachvollziehbar. Der aktuelle Anlass ist an ziemlich langen Haaren herbeigezogen: Olympia war's und das Medaillen-Untergewicht der vom Sportminister despektierlich Olympiatouristen genannten Athleten. Unfreiwillig originell ist auch, dass just der schwarze Vizekanzler nach Konzepten der roten Bildungsministerin verlangt. Zur Erinnerung: Es war ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die eine Reduktion der Turnstunden "zur Entlastung der Schüler" anordnete.

Es ist nur ärgerlich: Anhand eines konstruierten Problems wird nach simplen Lösungen gesucht, deren Bedeutung für das Bildungssystem gegen null tendiert. Die Schule hat wirklich genug andere Baustellen. Und Eltern haben wirklich genug andere Möglichkeiten, ihren Kindern die Bedeutung einer gesunden Lebensführung zu vermitteln. Das ist nämlich ihre Aufgabe. Doch die Debatte birgt Raum für Kreativität: warum nicht mehr Ethikunterricht angesichts der zahlreichen politischen Korruptionsfälle?