Es ist die schwierigste Absicht seines Lebens, über seine Nachfolger an der Spitze des ORF zu schweigen. Also tut es Gerd Bacher Freitag doch am Wiener Institut für Kommunikationswissenschaft. Und wenig freundlich.

Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es "nur mehr rudimentär", beim ORF "am Allerärgsten", der "einzigen kommerziellen Anstalt, die öffentlich-rechtlich ist". "Objektivität im ORF" sei "stark verbesserungswürdig", aber "noch besser als in den Zeitungen".

Half das - von ihm mitverfasste - ORF-Gesetz nicht? "Das beste Gesetz nützt nichts, wenn es nicht entsprechend qualifizierte Leuten umsetzen." Daran liege auch, dass trotz neuer Vorschrift "nicht wesentlich mehr anspruchsvolles Programm im Hauptabend zu finden" ist.

Krone und News-Gruppe - für die die Stadt Wien das ORF-Gesetz erfolglos anfocht - nennt Bacher noch "geradezu Synonyme für Kampagnenjournalismus". Und fordert Strafen für "Betrug an der Öffentlichkeit" - wie bei den gefälschten Hitler-Tagebüchern im stern. Als Vorbild dient ihm die britische TV-Behörde. Sie verurteilte Carlton Media wegen einer größtenteils gefälschten Drogendoku zu einer Millionenstrafe.

Strengeren Umgang mit medialer Verantwortung fordert Bacher. Zur Zensur dürfe er nicht führen. Selbstkontrolle wie der noch immer umkämpfte Presserat reiche nicht. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 28./29.6.2003)