Der Doktor und das liebe Vieh: Vizekanzler und FP- Parteichef Herbert Haupt muss eifrig - und daher in allen Lebenslagen - telefonieren, um seine blauen Schäfchen bei Laune zu halten.

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Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider streut Herbert Haupt Rosen zum bevorstehenden Abschied aus dem Amt des Parteichefs. Aber der ist überzeugt, seine Funktion zu behalten – zumindest bis Wochenanfang.

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Wien – "Ich werde mit Sicherheit über das Wochenende hinaus Parteichef bleiben." Das sagte Vizekanzler und FP- Obmann Herbert Haupt Freitag dem STANDARD am Rande des "Regierungsausflugs".

Bei der Klausur des Bundesparteivorstandes dieses Wochenende in Deutschlandsberg werde keine Entscheidung über die Obmannschaft fallen, denn dafür brauche es einen Parteitag. Terminspekulationen wies Haupt zurück: Er werde seine Entscheidung bekannt geben, wenn die Zeit dafür gekommen sei. Haiders Aussage, es sei "ein entscheidender Fehler" gewesen, dass er seinerzeit den FP-Parteivorsitz abgegeben habe, erhält die Zustimmung Haupts.

Haider wiederum streut ihm im STANDARD-Gespräch Rosen: "Herbert Haupt hat es sehr schwer gehabt, aus einer nicht abwägbaren Situation das Beste zu machen." Er glaubt aber auch, dass die "katastrophale Wahlniederlage" – eine "Folge davon, dass ganz einige vom politischen Gegner vereinnahmt und bis zur Untreue gegen die eigene Gemeinschaft getrieben wurden" – "nicht passiert wäre, wenn ich Obmann gewesen wäre".

Zum weiteren Ablauf sagt er: "Wir wollen nicht, dass Haupt sich bedrängt fühlt, aber er muss jetzt dezidiert sagen, was er will. Die Entscheidung muss er selbst treffen. Schließlich hat er die ganze Diskussion selbst eingeleitet."

Allzu lange solle er sich nicht mehr Zeit lassen, deutet Haider an, dass er selbst den Wechsel rasch über die Bühne bringen will: "Die Entscheidung muss getroffen werden. Es wäre sicher nicht gut, wenn die FPÖ mit der Führungsdiskussion ein mediales Sommerloch füllen würde." Der Herbst werde "jedenfalls nicht ins Land ziehen", bis alles geregelt sei. Denn laut Haider gehe es dringend darum, das in der Regierung verlorene inhaltliche Profil, das die FPÖ früher zum Erfolg geführt habe, zurückzuerlangen: "Die interne Überlegung war: Der Herbert geht uns zugrunde. Was er als Einzelkämpfer geleistet hat, war physisch kaum mehr verkraftbar, Haupt war wirklich überfordert", erzählt der Landeshauptmann.

Daher habe man sich für die Strategie entschieden: Er, Haider, übernehme die Partei, "um Haupt als Vizekanzler bei dem zu unterstützen, was er in der Regierung gerne haben möchte". Was die ÖVP der FPÖ bisher zugemutet habe, sei "empörend", sagt Haider. Dennoch "soll die schwarz- blaue Koalition fortgesetzt werden, aber es muss dabei unsere Handschrift sichtbar sein", so Haider.

Wenn Haider die Partei übernimmt, dann mit trüben Aussichten, denn einer aktuellen OGM-Umfrage zufolge liegt die FPÖ mit zehn Prozent auf dem vierten Platz hinter den Grünen (12%). Die ÖVP liegt bei 35% (Wahl 2002: 42,3%), die SPÖ vorn mit 41% (36,5%).

Einige VP-Politiker werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass man das Regierungsübereinkommen mit Parteichef Haupt und eben nicht mit Haider unterzeichnet habe. Nach den Landeshauptleuten von Oberösterreich und Tirol sagte auch Salzburgs Landeschef Franz Schausberger dem STANDARD, dass es bei einer Rückkehr Haiders als FP-Chef "für den Fortbestand der schwarz-blauen Koalition sicher notwendig ist, dass Haider das Koalitionsabkommen unterschreibt". Der sieht das anders: In Format sagte er, er sehe keine Notwendigkeit, den Pakt von Schüssel und Haupt zu unterzeichnen.

An einen Vizekanzler Haider mag Schausberger nicht einmal denken, das wäre "für mich persönlich undenkbar". (eli, nim, pm, stein, tom/DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.6.2003)