Kunterbunter Stand von Lilly's Art mit Barockmöbeln, Uhren, Nippes, Prachensky, Staudacher, Höfinger - und einem "Gassl-Schlitten".

Foto: Trenkler

Der Festspielbesucher bleibt nicht nur länger als der normale Tourist in Salzburg, er hat auch weit mehr Geld, das es auszugeben gilt. Und so bietet der Kunsthandel auf der bis Sonntag laufenden Kunstmesse Art Salzburg, die sich pfauenartig mit dem Beiwort "international" schmückt, seine Waren feil. Zu den 26 österreichischen Händlern gesellen sich gerade einmal zwölf aus Deutschland.

Als Besucher kommt man sich fast wie in einer Shoppingmall vor: Oberstes Ziel der Veranstalter scheint nicht so sehr die Qualität, sondern der kunterbunte Mix gewesen zu sein. Auf der Art Salzburg, wenige hundert Meter entfernt vom Bazar, dem wunderbaren Kaffeehaus, erhält man wirklich alles, was sich unter Kunsthandel subsumieren lässt. Es gibt alten Schmuck und Asiatika und Bauernmöbel und Uschebtis und Nippes und Juwelen und Jugendstilsilber und Mobiliar aus der Wiener Stadthalle und Pop-Art-Kitsch mit Diamantenstaub. Manche Händler bieten eine echt wilde Mischung aus Alt und Neu an.

Wenn es darum geht, möglichst viel zu verkaufen, ist jede Argumentation recht: "Greifen Sie das Glas an! Das hat Wert!", sagt einer, der wohl auch Gebrauchtwagenhändler sein könnte. Respekt vor der Kunst zeigt man keinen. Zumindest keinen vor jener, die nicht zum Verkauf steht. Und diese gibt es in der Salzburger Residenz zuhauf. Die Kunstmesse führt natürlich ins Treffen, dass der Rundgang durch die Prunkräume des Erzbischofs führt; aber die hineingezwängten Stellwände verhindern den Blick: Die alte Kunst lugt abgeschnitten hervor.

Herbert Giese findet die Vielfalt gut: "Besser, es ist ein engagierter Juwelier dabei als ein schlechter Altmeisterhändler." Höhepunkt des Standes von Giese & Schweiger bildet Ferdinand Waldmüllers Sonntagsruhe (um 350.000 Euro). Um 280.000 Euro bietet man zudem ein schönes Blatt von Schiele an. Gleich neun Schiele-Blätter präsentieren Wienerroither & Kohlbacher, darunter die Gouache eines Männerakts in Orange-Weiß-Tönen (1,1 Millionen Euro).

Gustav Klimt aber nimmt in seinem Jubeljahr eine Sonderstellung ein: nicht nur bei Wieneroither & Kohlbacher (u. a. mit den Skizzen Veritas, Wollust und zum Beethovenfries um 150.000 bis 250.000 Euro), sondern auch bei Zetter, Kovacek und Freller aus Linz, der einen erhabenen weiblichen Akt um 125.000 Euro hat.

Kunst aus Österreich dominiert generell: immer wieder Moll, Walde und Prachensky. Highlight bei Schütz ist das Porträt Lily Gesinus-Visser II von Kokoschka (360.000 Euro), Ruberl setzt den Schwerpunkt auf Arnulf Rainer, die Thomans aus Innsbruck erinnern an Franz West. Maulberger & Becker aus Düsseldorf wollen nicht nachstehen: Auch sie setzten auf Staudacher, Rainer und Prachensky. Und Michael Nöth versucht erneut, das Ave Maria von Egger-Lienz loszukriegen - diesmal um 250.000 Euro. Wer wirklich viel Geld ausgeben will, sollte bei der Galerie Française aus München vorbeischauen - oder zu Salis & Vertes gehen: Die Anemonen von Marc Chagall von 1956 kommen auf 1,45 Millionen Euro.   (Thomas Trenkler, Album, DER STANDARD, 18./19.8.2012)