Oslo - In einem Brief an führende norwegische Politiker haben Islamisten mit einem Terroranschlag "vergleichbar dem 11. September" in den USA 2001 oder einer "größeren Attacke als am 22. Juli" im vergangenen Jahr in Norwegen gedroht. Die Verfasser des Schreibens fordern die Errichtung eines islamistischen Staates im Osloer Stadtteil Grönland sowie den Rückzug der norwegischen Truppen aus Afghanistan. Ministerpräsident Jens Stoltenberg, Außenminister Jonas Gahr Störe und Verteidigungsminister Espen Barth Eide seien "besonders gefährdet", da sie "direkte Angriffe auf Muslime" befehligten.

Laut der Tageszeitung Verdens Gang handelt es sich bei dem Absender um eine norwegische Islamistengruppe, die seit längerem vom Geheimdienst beobachtet werde und in Internetforen bei jungen muslimischen Männern mit Aufrufen zu radikaler Abgrenzung von "Ungläubigen" wachsenden Zuspruch verzeichne. "Wir wollen kein Teil der norwegischen Gesellschaft sein", heißt es in dem Schreiben. "Wir wollen nicht mit schmutzigen Kreaturen wie euch zusammenleben."

Der Staatswissenschafter Lars Gule sagte dem Norwegischen Rundfunk, es könne sich sowohl um eine Provokation als auch um ernstzunehmende Drohungen handeln. In jüngster Zeit sei in Norwegen ein "zwar kleines, aber offenbar intensives Jihadisten-Milieu" herangewachsen. (Anne Rentzsch /DER STANDARD, 20.8.2012)