Bild nicht mehr verfügbar.

Ursula Stenzel fährt selbst Rad - aber höchst zivilisiert.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Zunächst einmal: Auch ich fahre Rad und bin mir der Vorteile des Radfahrens durchaus bewusst - kein Lärm, keine Abgase, Bewegung. Selbst Steigungen sind kein Problem mehr, viele Gänge oder sogar Elektroantrieb machen's möglich. Ich gehöre also zu den zehn Prozent Verkehrsteilnehmern, die Wien-weit von der Verkehrsstadträtin angestrebt werden und in der Inneren Stadt laut Statistik auch bereits mit dem Rad unterwegs sind.

Das ist schon die erste Crux: Verkehrsexperten bezweifeln die Glaubwürdigkeit der Statistiken, die man bekanntlich ja frisieren kann. Vielleicht sind es weniger, vielleicht sind es auch mehr.

Die Motivation der Radfahrer ist unterschiedlich. Für manche ist es einfach schick, im Businessdress durch die City zu kurven, ob in Fußgängerzonen, oder auf Gehsteigen - egal. Andere sehen es sportlich, so schnell wie möglich, ohne Rücksicht auf Verluste - sprich Fußgänger. Daher Nummerntafeln!

Das Rad wird an der nächsten Verkehrsschildstange festgemacht. Soll man doch bitte mehr Radabstellanlagen machen, statt Parkplätze für Autos, mit denen man ohnehin in der Stadt nicht mehr fahren kann.

Und genau das ist die Intention der grünen Verkehrspolitik, für die Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou verantwortlich zeichnet.

Das Autofahren verteuern - durch die Ausdehnung des Parkpickerls -, verunmöglichen durch das Wegradieren von Parkplätzen. Der neueste Schrei ist, Schrägparkplätze in Längsparkplätze umzuwandeln. Das Thema Bewohnerparkplätze wird von Vassilakou seit Monaten verschleppt. Und jetzt kommt der nächste Schlag: der Kahlschlag am Ring.

Schubweise landen die Ansuchen um Baumfällungen bei mir auf dem Schreibtisch. Wir halten mittlerweile bei 91. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Baummord für den zweiten Luxusradweg auf dem Ring! Nur vier der Bäume sind personengefährdend. Der Rest angeblich altersschwach.

Wirklich? Vor wenigen Jahren hat die Stadt Wien, rechtzeitig vor der Fußball-EM, viel Geld in die Revitalisierung der Ringstraßenbäume gesteckt. Heute müssen diese Bäume, weil sie angeblich marod sind und ein Ablaufdatum haben, alle weg?

Hat die Stadt Wien also Geld verschwendet? Zuordenbare 165.000 Euro? Wäre nicht das erste Mal. Oder aber sollen die 91 Bäume doch dem zweiten Luxusradweg am Ring geopfert werden?

Maulkorberlass für Beamte

Die zuständigen weisungsgebundenen Beamten des Stadtgartenamtes (Ressort Ulli Sima) haben offensichtlich einen Maulkorberlass bekommen und ihr Erscheinen beim Umweltausschuss kurzfristig abgesagt. Beim nächsten Sonderausschuss in 14 Tagen wird das Kommen der MA-42-Experten umso mehr erwartet. Offensichtlich brauchen sie die Nachdenkpause, um begründen zu können, warum 91 Bäume am Ring gefällt werden sollen und dies angeblich nichts mit der militanten Radpolitik Vassilakous zu tun haben soll?

Ich sage daher: Stopp dem Kahlschlag auf dem Ring! Kein einziger Baum darf dem Luxusradweg geopfert werden! Und - endlich Bewohnerparkplätze sowie Fahrradkennzeichen. (Ursula Stenzel, DER STANDARD, 20.8.2012)