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Park Geun-hye auf den Spuren ihres Vaters.

Foto: dapd/Young-joon

Seoul/Tokio - Südkorea könnte ab Anfang 2013 erstmals von einer Frau regiert werden. Denn die Diktatorentochter Park Geun-hye versucht Ende dieses Jahr auf demokratischem Wege, was ihr Vater Park Chun-hee 1961 durch einen Militärputsch schaffte: Sie will das Staatsoberhaupt Südkoreas werden. 

Am Montag überwand sie bei ihrem zweiten Anlauf auf das höchste Staatsamt die erste Hürde. Die Regierungspartei Saenuri kürte die 60-Jährige mit großer Mehrheit zur Präsidentschaftskandidatin. 2008 hatte sie das Rennen noch gegen den heutigen Amtsinhaber Lee Myung-bak verloren. 

Dabei versucht sie mit einem  gewagten Vergleich ihren Ruf  der "eisernen Lady" vom Schlage der britischen Premierministerin Margaret Thatcher abzustreifen und sich als Landesmutter darzustellen. Ihr Vorbild sei die englische Königin Elizabeth, die Erste, die im 16. Jahrhundert England für fast 50 Jahre regiert hatte, erzählte Park jüngst. "Sie hat England von einem Land, das am Rande der Pleite stand, zu einem Weltreich aufgebaut, in dem die Sonne niemals untergeht", so Park.

Keine Distanzierung vom Vater

Wirtschaftliche Entwicklung statt Menschenrechte - das war das Motto von Parks Vater. Mit seinen Gegnern ging er hart um. Den späteren Präsidenten Kim Dae-jung, gegen den er 1971 die Präsidentschaftswahl knapp gewonnen hatte, ließ er sogar aus seinem japanischen Exil entführen.  

Die Vergangenheit kratzt bis heute an ihrem Ruf, denn vom Tun ihres Vaters hat sie sich bis heute nicht deutlich distanziert. 

Von Steuersenkungen, kleinem Staat und Deregulierung spricht das ehemalige Aushängeschild von Südkoreas Erzkonservativen nicht mehr. Um auch Wechselwähler anzusprechen, verspricht Park unter dem Schlagwort der "wirtschaftlichen Demokratie" die übergroße Macht der Großkonzerne zu beschneiden, den Sozialstaat auszubauen und Korruption zu beenden. 

Ihre Wahl ist keineswegs sicher. In Meinungsumfragen liefert sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Kandidaten der Linken, dem IT-Guru Ahn Cheol-soo. (Martin Köllnig, DER STANDARD Printausgabe, 21.8.2012)