Alpbach - "Es ist absolut unkorrekt, Europa als Museum anzusehen", regte sich der US-Ökonom und "Stargast" Jeremy Rifkin Montagnachmittag beim Forum Alpbach in Alpbach furchtbar auf. Europa, das sei in Wahrheit "die Ideenfabrik für die Welt im 21. Jahrhundert". Wenn es darum gehe, nach Visionen zu suchen, wie die Menschen zu hoher Lebensqualität, sozialer Sicherheit, nachhaltiger Umwelt, Frieden und Rechtsstaat finden können, müsse man sich am alten Kontinent orientieren, so der Bestsellerautor.

Nicht an den USA, die die größten Unterschiede aller Zeiten zwischen Arm und Reich aufwiesen; schon gar nicht an China.

Zu diesem Zeitpunkt hatte eine von Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid moderierte Debatte zum Tagungsthema "Perspektiven" für die junge Generation mit dem polnischen Ökonomen Leszek Balcerowicz schon richtig Farbe und Emotion bekommen. Der ehemalige Finanzminister aus Warschau (siehe Interview) hatte die Theorien Rifkins über die unbedingte Notwendigkeit des Ankämpfens gegen die Klima erwärmung, sein Modell der "dritten industriellen Revolution" nach einer Energiewende etwas ironisiert; ihn als ideologisierten "Träumer" angezweifelt. Das wollte der Amerikaner so nicht auf sich sitzen lassen.

Das Forum widmet sich bis Mittwoch dem Thema Herausforderungen und Chancen für die junge Generation. Laut einer jüngsten WKÖ-Studie ist jeder zweite Österreicher zwischen 15 und 25 Jahren durchaus optimistisch, etwa ein Drittel der Jungen hat Zukunftsängste, die Hälfte sieht ihre Chancen in Europa.

Rifkin glaubt, dass das "Endspiel" um fossile Brennstoffe begonnen habe, was den Europäern große Möglichkeiten eröffne. Balcerowicz teilt seinen Optimismus in Bezug auf Demokratie: Ohne Hinwendung zum Wohl des Individuums drohten China, Russland auf lange Sicht Rückschläge. (tom, DER STANDARD, 21.8.2012)