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Die Erde kann längst nicht mehr so schnell nachliefern, wie wir ihre Ressourcen verbrauchen - und sie gerät jedes Jahr weiter ins Hintertreffen.

Foto: AP Photo/Ariel Schalit

Wien - Wer sich daran erinnert, dass der sogenannte "Welterschöpfungstag" im vergangenen Jahr auf den 27. September fiel, wird im ersten Moment entsetzt sein, wenn er hört, dass heuer der 22. August Stichtag ist. Dahinter steckt allerdings kein einmaliger Sprung in die falsche Richtung, es liegt an Unschärfen in der Berechnung. Vor zwei Jahren beispielsweise war es sogar der 21. August.

... was jedoch nichts am Grundszenario ändert: Wir verbrauchen die irdischen Ressourcen schneller, als sie sich erneuern können. Der symbolische "Ecological Debt Day" bzw. "Earth Overshoot Day" soll dies verdeutlichen und zeigen, ab wann wir für dieses Jahr gewissermaßen in die ökologischen roten Zahlen geraten. "Die Menschheit nimmt sich dann mehr von der Erde, als diese jährlich an natürlichen Ressourcen erneuern und an Treibhausgasen aufnehmen kann", so die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace.

Wie viele Planeten hätten's denn gern?

Das Global Footprint Network berechnet jährlich die auf der Erde verfügbare Biokapazität und stellt sie dem Ökologischen Fußabdruck gegenüber, also dem Maß für die menschliche Inanspruchnahme der Naturleistungen. Ist die Beanspruchung größer als der Nachschub, spricht man von einem "Overshoot". Somit lebt die Menschheit ab dem 22. August bis zum Jahresende 2012 über ihre Verhältnisse - sozusagen auf Pump. 

Im Moment beansprucht die Menschheit bereits so viele Ressourcen, dass es eineinhalb Erden bedürfte um diese nachhaltig bereitzustellen, wie der WWF berichtet. Bei bestehenden Trends wären noch vor 2050 zwei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich, um unseren Lebensstandard zu halten. Würde die ganze Menschheit so verschwenderisch leben wie wir Österreicher, wären bereits heute drei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich. Der österreichische Welterschöpfungstag fiel heuer bereits auf den 3. Mai, der Erschöpfungstag in den USA war schon am 28. März. Der Lebensstil der US-Amerikaner verbraucht derzeit auf's Jahr gerechnet mehr als vier Planeten.

Seit Jahrzehnten verschuldet

"Wenn in weniger als neun Monaten das gesamte Jahreseinkommen verbraucht wird, sollten die Alarmglocken längst Sturm läuten", sagt Wolfgang Pekny, Geschäftsführer der Plattform Footprint, und warnt: "Noch immer ist der Welterschöpfungstag ein wichtiges Datum, von dem kaum jemand Notiz nimmt."

In den 1970er Jahren rutschte die Menschheit erstmals in die ökologische Verschuldung. Seitdem kommt der Welterschöpfungstag jedes Jahr ein wenig früher. Der Stichtag kann allerdings nicht mit letzter Exaktheit festgelegt werden, da sowohl einnahmenseitig bei der Biokapazität, als auch ausgabenseitig beim ökologischen Fußabdruck immer Unschärfen bei der Datenerhebung vorliegen. Der große zeitliche Schritt vom Welterschöpfungstag 2011 auf 2012 ergibt sich somit aus methodischen Veränderungen bei der Datenerfassung. (APA/red, derStandard.at, 21. 8. 2012)