Berlin/Hofheim-Wallau - Der Möbelriese Ikea geht bei der Erforschung seiner DDR-Geschichte einen Schritt auf die Opferverbände zu. Man werde einen neuen Vorschlag der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) zu einem künftigen Forschungsprojekt sehr wohlwollend prüfen, sagte Firmensprecherin Sabine Nold am Dienstag. Eine per Post verschickte Absage an die UOKG bezeichnete sie als Panne.

"Profite aus Zwangsarbeit"

Über diese Absage hatte sich die UOKG Medienberichten zufolge bitter beschwert. Die Opferverbände hatten Ikea vorgeschlagen, gemeinsam die Zwangsarbeit in DDR-Haft zu erforschen. Darauf hatte das Unternehmen nur mit einer lapidaren Absage geantwortet, in der es hieß: "Leider müssen wir Prioritäten setzen. Es gäbe vieles zu unterstützen, doch alles ist selbst uns nicht möglich." Der UOKG-Vorsitzende Rainer Wagner nannte diese Antwort befremdlich: Ikea habe schließlich von der Zwangsarbeit profitiert.

Nun erklärte Ikea: "Das Schreiben ist urlaubsbedingt nicht richtig eingeordnet und bewertet worden." Man werde einen neuen Vorschlag der UOKG sehr wohlwollend prüfen. Weil Ikea sich entschuldigte und von einem Versehen sprach, nahm der Verband in Berlin am Dienstag seine Kritik zurück.

"Ikea hat sich im Gegensatz zu anderen Unternehmen und Institutionen sehr früh bereiterklärt, seine Verwicklungen in das Zwangsarbeitssystem der DDR zu erforschen und aufzuarbeiten", sagte Rainer Wagner nach UOKG-Angaben nun. Er gehe für die Zukunft von einer konstruktiven Zusammenarbeit aus.

Das Möbelhaus mit schwedischen Wurzeln geht seit Juni dem Vorwurf ehemaliger DDR-Häftlinge nach, sie hätten in Zwangsarbeit Ikea-Möbel herstellen müssen. Diese Untersuchung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young werde fortgesetzt, sagte Sprecherin Nold der dpa.

Recherchiert werde im Firmenarchiv in Schweden, im deutschen Bundesarchiv und Landesarchiven sowie in der Stasi-Unterlagenbehörde. "Die Dokumente sind aber nur eine Seite." Gleichzeitig könnten sich Betroffene bei einer Hotline melden. Ikea hoffe, bis zum Jahresende Ergebnisse vorlegen zu können. (APA, 21.8.2012)