Peking - Mehrere Vereinigungen der Auslandspresse in China haben sich alarmiert über jüngste Übergriffe auf Reporter geäußert. Die Clubs der Auslandskorrespondenten in Peking, Shanghai und Hongkong erklärten am Dienstag, sie seien "extrem besorgt" über vier Fälle, bei denen Journalisten während Recherchen bedroht und angegriffen wurden. So sei ein ARD-Team bei Recherchen zu Umweltverschmutzung vor einer Chemiefabrik der Provinz Henan von Arbeitern der Spionage beschuldigt und neun Stunden lang festgehalten worden.

Nach Angaben des vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) geleiteten ARD-Büros in Peking wurde das vierköpfige Team vom Werkschutz auf dem Gelände der Fabrik festgehalten. Dort seien sie von einer Menge aufgebrachter Arbeiter bedrängt worden. Schließlich hätten die Arbeiter eine Polizeiabsperrung überrannt und seien in das Gebäude eingedrungen, wo die Journalisten festgehalten wurden. "Tötet die ausländischen Spione" habe die Menge gerufen. Eine bewaffnete Sondereinheit der Polizei habe das Team schließlich in Sicherheit gebracht.

In der Erklärung wurde zudem auf den Fall eines Journalisten der japanischen Zeitung "Asahi Shimbun" verwiesen, der den Angaben zufolge im Juli bei einer Demonstration in der ostchinesischen Stadt Nantong von der Polizei geschlagen wurde. Zudem sei ihm seine Ausrüstung im Wert von mehreren tausend Euro weggenommen und nicht zurückgegeben worden. Außerdem sei ein Fernsehreporter aus Hongkong vor dem Gericht angegriffen worden, in dem Gu Kailai, der Ehefrau des in Ungnade gefallenen Politikers Bo Xilai, der Prozess gemacht wurde.

"Wir rufen die Behörden auf allen Ebenen auf sicherzustellen, dass Journalisten vor Gewalt und Einschüchterung geschützt werden", hieß es in der Erklärung. Im Mai hatten hundert ausländische Journalisten in China eine deutliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen im vergangenen Jahr beklagt. Das Außenministerium hatte die Vorwürfe jedoch zurückgewiesen und erklärt, die Freiheit der Presse habe sich verbessert. (APA, 21.8.2012)