Beim Tag der offenen Tür der Schwarzenbergkaserne in Salzburg präsentierte sich auch der Verein Milf-O. Mittlerweile distanziert sich das Verteidigungsministerium von dem Verein und dessen Präsidenten, einem ehemaligen Brigadier.

Screenshot: Mlif-O

Feldbach/Wien - Dem umstrittenen Treffen zum Gedenken gefallener Wehrmachtssoldaten auf dem Kärntner Ulrichsberg scheint eine andere Veranstaltung für gefallene Wehrmachtssoldaten den Rang abzulaufen. Organisiert wird sie vom "Verein Militärischer Fallschirmjäger Verbund Ostarrichi" (Milf-O), der mit mehreren Bundesheerkasernen engen Kontakt pflegen soll, aber auch mit paramilitärischen Organisationen - berichtet der Falter in seiner aktuellen Ausgabe.

Bei den "Kretafeiern" im südsteirischen Feldbach sollen sich laut einem Beobachter der Szene 2011 und 2010 rund 200 Teilnehmer eingefunden haben, darunter Bundesheerangehörige in Uniform und auch Polizisten. Und auch die rechtsextreme Kameradschaft IV, der frühere Mitglieder und Sympathisanten der Waffen-SS angehören. Die Veranstaltung dient dem Gedenken der Fallschirmjäger, die 1941 Kreta besetzten und Kriegsverbrechen an Zivilisten verübten, und der soldatischen "Helden", die den Raum Feldbach 1945 kurz von der Roten Armee zurückerobert hatten.

Kontakte zum Bundesheer

Dass die Gedenkfeier so groß wurde - 2009 und davor sollen nur rund 50 Personen daran teilgenommen haben -, das wird mit einer Person und ihren guten Kontakten (zum Beispiel zum Bundesheer) in Zusammenhang gebracht: Josef Paul Puntigam, Brigadier a. D., ehemaliger Infanteriechef des Österreichischen Bundesheeres und ehemaliger Kommandant der Jägerschule.

Er wurde 2008 zum Präsidenten des Vereins gewählt. Zweck ist laut Statut "die Förderung des militärischen Fallschirmsprungsports" sowie die "Förderung der Wehrbereitschaft österreichischer Staatsbürger". Man verfolge keine "politischen oder ideologischen Ziele", sagte Puntigam dem Standard. Dass der Verein jetzt ins rechte Eck gestellt werde, empfindet er als "Verleumdung". "In Feldbach gedenken wir dem Ende des Zweiten Weltkriegs und aller Opfer", meint Puntigam, der sich politisch der ÖVP zurechnet.

Das Verteidigungsministerium will mit ihm nichts zu tun haben. Man sei "mit einigen Proponenten des Vereins nicht einverstanden", heißt es. So wurde dem Heer die Teilnahme am Treffen in Feldbach untersagt. Zum ersten Mal hatte das Ministerium voriges Jahr Kontakt mit dem Verein. Puntigam hatte am 7. November 2011 auf "Anerkennung eines wehrpolitisch relevanten Vereins" angesucht. Dieser Antrag wurde vor sechs Wochen zurückgezogen.

Keine Uniform

Daher dürfen Vereinsmitglieder bei ihren Veranstaltungen auch keine Uniform tragen. Zu ihrem ersten "Hochgebirgsmarsch" voriges Wochenende in Kaprun erschien dann auf der Milf-O Homepage noch eine Klarstellung: "Um Uniformtrageerlaubnis wurde im Ministerium angesucht, diese wurde nicht genehmigt."

Beim Innenministerium heißt es, es sei Polizisten weder verboten, ihre Uniform in der Freizeit zu tragen, noch Vereinen beizutreten. Allerdings mit der Einschränkung, dass "keine Gefährdung dienstlicher Interessen" vorliegen und der Beamte "in seinem gesamten Verhalten das Vertrauen der Allgemeinheit" nicht gefährde. Die Grünen haben im Juni eine Anfrage an Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) zu den "Kretafeiern" gestellt. Die Antwort darauf kam vor einer Woche - und fiel für den grünen Justizsprecher Albert Steinhauser "unbefriedigend" aus. Sie sei "ungenau" und teilweise "nur eine Vertröstung". (Kerstin Scheller/Gudrun Springer, DER STANDARD, 22.8.2012)