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Weniger Beschäftigte, steigende Exporte: Spaniens Betriebe - im Bild der Textilkonzern Inditex (Zara) - haben ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht.

Foto: Reuters/vidal miguel

London/Wien - Die Rosskur in den angeschlagenen Euroländern zeigt Folgen abseits der üblichen Signale wie steigende Arbeitslosigkeit und leere Staatskassen. In den letzten Jahren haben Sparmaßnahmen und Strukturreformen die Wettbewerbsfähigkeit der Peripheriestaaten deutlich erhöht. Das äußert sich beispielsweise in einer Drehung der Handelsbilanz von knapp minus vier Prozent der Wirtschaftsleistung im Jahr 2008 in einen Überschuss von zwei Prozent 2011.

Wackelkandidat Italien

Die Ratingagentur Moody's weist in einer neuen Untersuchung darauf hin, dass die Verbesserung seit 2010 nicht mehr auf die rezessionsbedingte Schrumpfung der Einfuhren zurückzuführen ist. Vielmehr zeichnen steigende Ausfuhren für die Trendwende verantwortlich. Die größten Fortschritte im Außenhandel machte demnach Spanien, das seine Ausfuhren seit 2007 um rund 15 Prozent erhöhte. Auch Portugal und Irland schnitten gut ab, während Griechenland nur über die Reduktion der Einfuhren die Handelsbilanzlücke verkleinerte. Italien ist das einzige Krisenland, das den Negativsaldo im Außenhandel seit 2007 nicht verkleinern konnte.

Unterschiedlich haben sich auch die Lohnstückkosten entwickelt, die als Messlatte der Wettbewerbsfähigkeit gelten: Irland steigerte seine Produktivität seit 2007 mit 13,7 Prozent am meisten, Italien stagniert. Spaniens Löhne sind seit 2007 noch einmal um 4,8 Prozent gestiegen, die Produktivität verbesserte sich infolge via Abbau von Beschäftigten.

Umverteilung gefordert

Unter dem Strich sind die Krisenländer laut Moody's noch weit von einer Gesundung entfernt und im besten Fall erst bei der Hälfte des Weges. Am Beispiel der Krisen skandinavischer Staaten Mitte der 80er-Jahre kommt die Agentur zu dem Schluss, dass die Umstrukturierung im Falle Finnlands fast sieben Jahre dauerte. Umgelegt auf die heutige Krise könnten die Eurokrisenländer erst 2016 ihr Vorkrisenniveau erreichen.

Die unterschiedliche Lohnentwicklung im Süden und Norden der Eurozone seit Beginn der Währungsunion hat die Diskussion in Österreich angeheizt. Wie berichtet, sind laut Studie der Schweizer UBS die realen verfügbaren Einkommen in allen Verdienstklassen massiv gesunken. Wiewohl die UBS-Ergebnisse allen bekannten Statistiken widersprechen, nahmen Gewerkschaften, SPÖ, FPÖ und BZÖ die Untersuchung zum Anlass, reale Lohnverluste zu thematisieren (hier geht es zu den Details).

Für Oberösterreichs SP-Chef Josef Ackerl zeigen die Daten, dass die Zeit für eine Millionärssteuer reif sei. Auch die Privatangestelltengewerkschaft sprach sich für mehr Umverteilung aus. FPÖ und BZÖ gaben dem Euro die Schuld an den vermeintlichen Verlusten. Wifo-Chef Karl Aiginger sprach hingegen von Wohlstandsgewinnen im Zuge der Währungsunion. Die schwache Einkommensentwicklung führt er vielmehr auf die Globalisierung zurück. (as, DER STANDARD, 22.8.2012)