Ampoule 2004

Foto: Hersteller

Eine Postingflut, wie sie wichtigere Themen selten hervorzurufen vermögen, löste auf derStandard.at kürzlich die Meldung aus, dass sich ein Hotelgast in Tirol einen Wein namens "Ampoule" des australischen Weinguts Penfolds um 160.000 Euro servieren hatte lassen.

Die Vorgeschichte: 1844 gegründet und heute zu einem Wein-Großkonzern gehörend, erzeugt Penfolds sowohl günstige Markenweine wie auch die australische Wein-Ikone "Grange", deren Jahrgang 2007 zum Ausgabepreis von 625 Aussie-Dollar (ca. 510 Euro) unters Volk gebracht wurde. Es gibt aber auch Superultrapremiumtropfen aus Uralt-Weingärten wie "Block 42", der Mitte der 1880er mangels Reblaus mit wurzelechtem Cabernet bepflanzt wurde und bis heute durchgehend im Ertrag steht. Der fällt aber nur noch extra gering aus. Dieses Wenige fließt üblicherweise in "Grange", außer in besonders hinreißenden Jahren: Die erste Separatfüllung Block 42 gab's 1953, dann 1961, 1963, 1996 und zuletzt aus 2004.

Emotions-Bandbreite

Beim letzten Jahrgang verfiel man auf die Idee, diese Sonderedition speziell aufzumascherln. Der Wein wurde in eine künstlerisch gestaltete, mundgeblasene Designer-Glashülle ("Ampoule") inklusive exklusiv gearbeiteter Holzkiste gesteckt und in der Art eines Kunstobjekts um 168.000 australische Dollar ausgepreist - nach aktuellem Kurs rund 138.000 Euro. Von "Block 42 Ampoule" gibt es 12 Stück, um die man sich bei Penfolds bewerben konnte. Sie wurden nach "interner Diskussion zugeteilt" und sind alle längst verkauft.

Die über 250 Postings decken erwartbar die volle Emotions-Bandbreite ab, inklusive denkwürdiger Facetten von Neid. Dafür sind die Genusstipps leider einfallslos: Cola Rot wird mit Abstand am häufigsten genannt. Eine essenzielle Frage stellten zwei User: Was tun, wenn man das Zeug wirklich trinken möchte? Oder ist es in Zeiten des Spekulationswahns völlig absurd, dass Wein, selbst teurer, genau dazu da sein könnte? Die komplizierte Verpackung könnte davor schützen, dass "Ampoule" um vier Uhr früh in voller Trunkenheit aufgerissen wird, um anwesende Bierfreude mit einem wirklich guten Roten zum Wein zu bekehren. Penfolds fliegt übrigens, sobald man das Datum der Leerung bekanntgibt, einen seiner Senior Winemaker ein, der Ampoule rituell öffnet und ein Privatseminar dazu abhält. Auch eine Möglichkeit ... (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 24.8.2012)