Wien - Der Wiener Immobilienkonzern conwert Immobilien Invest SE hat im ersten Halbjahr 2012 trotz sinkender Mieterlöse mehr Vorsteuergewinn gemacht und seine bisherige Prognose für das Gesamtjahr bestätigt. Zu den höheren Gewinnen beigetragen haben u.a. Einsparungen bei den Aufwendungen, sagte das Management des börsenotierten Unternehmens am Donnerstag. Trotz zuletzt sinkender Margen soll die conwert die für heuer anvisierten 450 Mio. Euro aus den Verkäufen erreichen.

"Die bisher umgesetzten Maßnahmen haben zu einer deutlich gesteigerten Effizienz und Profitabilität geführt," erklärte conwert-Verwaltungsratspräsident Johannes Meran. Das Unternehmen habe und 5 Mio. Euro bei den Aufwendungen eingespart, das Finanzergebnis habe sich auch wegen Einmaleffekten um mehr als 7 Mio. Euro verbessert.

Das operative Ergebnis (Ebit) sank im Halbjahr um 4,6 Prozent auf 60,1 (63) Mio. Euro, der Vorsteuergewinn stieg nicht zuletzt dank der Einmaleffekte um 45 Prozent auf 18 (12,4) Mio. Euro. Das Konzernergebnis sank wegen höherer Steuern bis Juni leicht auf 10,1 (10,4) Mio. Euro.

Das Unternehmen hat nach sechs Monaten heute die Guidance für das Gesamtjahr mit 50 Mio. Euro Vorsteuergewinn bestätigt. Das EBT enthält auch sogenannte Zeitwertanpassungen, die den Fair Value der Immobilien widerspiegeln. Diese betrugen bei einem Immobilienvermögen von 2,7 Mrd. Euro im ersten Halbjahr (netto) lediglich 3,7 Mio. Euro. conwert wies jedoch darauf hin, dass sich in der Vergangenheit die Zeitwerte vor allem im zweiten Halbjahr verändert hätten.

Knapp 100 Millionen Euro Mieterlöse

Die Vermietungserlöse verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr und betrugen in der Periode 95,4 (107,3) Mio. Euro. Die Veräußerungserlöse sanken auf 166,6 (251,2) Mio. Euro. Die damit erzielte Marge von knapp 11 Prozent lag im Halbjahr zwar über der Vorjahresperiode, aber deutlich unter dem ersten Quartal. Vorstandschef Thomas Doll begründete dies damit, dass im ersten Quartal hauptsächlich Einzelwohnungen verkauft worden seien, was zu ungewöhnlich hohen Verkaufspreisen geführt habe. Die zweite Hälfte der für heuer geplanten Verkäufe wolle man mit einer Marge von 7,5 Prozent über die Bühne bringen. "Wir werden unser Verkaufsziel auf jeden Fall erreichen", betonte conwert-COO Jürgen Kelber.

Liquidität aus Verkaufserlösen ist für das Unternehmen wichtig, weil im November wegen der verhaltenen Aktienkursentwicklung eine Wandelanleihe in Höhe von 157 Mio. Euro ausgezahlt werden müsste. Dies wolle man aber vermeiden, hieß es. Die bestehende Anleihe könnte gegen eine neue Wandelanleihe mit kleinerem Volumen getauscht werden, wodurch sich die Laufzeit der bestehenden Wandelanleihe de facto verlängern würde. Auch eine Neuemission ist möglich.

Zwar könnte man mit den geplanten Verkäufen die für den "convertible" nötigen Mittel zusammenkratzen, "das würde uns aber jede Flexibilität nehmen", hieß es mit Verweis auf bereits im ersten Halbjahr getätigte große Immobilienkäufe in Berlin. In Deutschland gebe es aktuell Immobilien mit einer Rendite von sieben Prozent zu kaufen. In Berlin würden sich auch in nächster Zeit günstige Einkaufsmöglichkeiten ergeben, meinte Kelber.

Der innere Wert der Aktie (NAV) lag Halbjahr stabil bei 18,24 Euro, während der Aktienkurs Donnerstag zu Mittag 9,50 Euro ausmachte. Vergleichbare deutsche Wohnungsaktien würden aber mit einer satten Prämie statt mit einem hohen Abschlag notieren, beklagte sich Meran: "Wir sehen keinen Grund, warum die conwert weiter so stark hinter ihrem NAV notiert." Der niedrige Aktienkurs sei das größte Hindernis für eine Kapitalaufstockung.

Die conwert steht derzeit zu 24,4 Prozent im Besitz der Haselsteiner Familienprivatstiftung, knapp 52 Prozent sind institutionelle Investoren. 19,4 Prozent werden von Kleinaktionären gehalten. Das Unternehmen verfügt aktuell über 1.600 Immobilien hauptsächlich in Österreich und Deutschland. Diese haben eine Gesamtfnutzfläche von mehr als 2 Millionen Quadratmetern. Die Eigenkapitalquote beträgt 39,1 Prozent und soll weiter (leicht) steigen.

Bemerkenswert hoch lagen die Mietensteigerungen der conwert in den letzten 12 Monaten: Die 450.000 Quadratmeter, die in Österreich vermietet sind, haben der conwert im Jahresabstand 9,8 Prozent mehr Mieterlöse gebracht. Dies wird u.a. auf die Kategoriemieten zurückgeführt, die nach dem Erreichen eines Schwellenwerts nach oben angepasst wurden. (APA, 23.8.2012)