Gudrun Pflüger mit ihrem kleinen Sohn und ihrem Wolfsmischling "Nahanni".

Foto: Andreas Kreuzhuber

Die Wölfe haben es der ehemaligen Profisportlerin angetan: Seit drei Jahren ist sie wieder zurück in Österreich, ihr Herz ist aber noch in Kanada.

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"Der Schnee war mein Element", sagt Gudrun Pflüger, wenn sie an ihre Zeit als Skilanglangläuferin im österreichischen Nationalteam zurückdenkt. Das Trainieren in der Natur, die Ausdauer für die stundenlangen Rennen - all das hat ihren Charakter geprägt. "Ich bekam einen Eindruck davon, dass der Erfolg nicht um die Ecke ist", sagt die heute 40-Jährige. 

Zehn Jahre lang war sie Spitzensportlerin. Neben dem Langlauf - sie feierte 1990 ihr Weltcupdebüt und startete 1995 bei der WM in Kanada - war sie auch Bergläuferin und gewann viermal die World Trophy. Zahlreiche Verletzungen und Überlastungen haben es ihr schwer gemacht, sich immer wieder für das Training zu motivieren, irgendwann stellte sie sich die Sinnfrage und zog die Konsequenzen: 1998 beendete sie ihre Sportkarriere.

Bei den Wölfen in der kanadischen Wildnis

Danach begann für die Salzburgerin das wahre Abenteuer: "Die Tatsache, dass ich Spitzensportlerin war, hat mir dabei geholfen, einen Job als Wolfforscherin in den Rocky Mountains zu bekommen. Ich hatte die Eigenschaften, die eine Feldforscherin braucht, um Wölfen in der Wildnis folgen zu können." Die studierte Biologin wanderte mit 28 Jahren mit einem großen Rucksack nach Kanada aus. Aus dem geplanten halben Jahr sind fast neun Jahre geworden. 

Warum ausgerechnet Wölfe? Zufällig ist Gudrun Pflüger noch während ihres Studiums auf einen Bericht über eine Wolfforschungsstation in den Rocky Mountains gestoßen und hat eine Patenschaft für einen Wolf übernommen. "Mir ging der Bericht so nahe, dass ich mehr tun wollte, als zu spenden." Ihr Leben in wilder Natur war geprägt von Einsamkeit, aber auch von inspirierenden Begegnungen mit anderen Kollegen. Die Wildnis hat sie gefordert: "Einmal bin ich durch das Eis in einen Fluss gebrochen und hatte ungute Begegnungen mit einem Schwarzbär und einem Puma." Man könne sich in der Wildnis nicht absichern, nur möglichst sicher den nächsten Schritt machen. Rückblickend für die Forscherin eine Lehre fürs Leben: nur auf sich selbst gestellt sein, sich nie auf andere hinausreden können.

Erfolg und schwierige Jahre

Auch zwei "Universum"-Filme haben sich Gudrun Pflüger und einem Wolfforschungsprojekt an der Westküste Kanadas beziehungsweise ihrer Arbeit in den stärker besiedelten Regionen der Rocky Mountains gewidmet. Die Forscherin war auch in der Subarktis unterwegs und im wilden Westen, wo sie mit den Cowboys über Wölfe diskutierte. Als sie seit vier Jahren in Kanada ist, wird bei ihr ein Gehirntumor diagnostiziert. "Schwere drei Jahre des Kampfes gegen die Krankheit folgten, aber jetzt bin ich wieder gesund", sagt Gudrun Pflüger.

Die Forscherin ist mittlerweile mit ihrem kleinen Sohn nach Salzburg zurückgekehrt und frischgebackene Buchautorin. Am 11. September erscheint ihr Buch "Wolfspirit. Meine Geschichte von Wölfen und Wundern". Die ehemalige Profisportlerin erzählt darin von ihrem außergewöhnlichen Leben. Für sie kam der Anruf des Verlags wie gerufen, denn in Österreich hält sie momentan Schulvorträge und hofft darauf, ihr Wissen bald weitergeben zu können. Sie hofft, dass die Wölfe auch Platz in den Köpfen der Österreicher finden - Platz und Nahrung fänden sie auch in unseren Breitengraden, wie die gelegentlichen Besuche von Exemplaren aus den Karpaten, aus Italien und Slowenien beweisen. (Marietta Türk, derStandard.at, 4.9.2012)

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