Über die internationale Pufferzone im syrischen Kriegsgebiet zum Schutz der Zivilbevölkerung wird schon seit Monaten spekuliert. Doch eine extraterritoriale Zone der besonderen Art, noch dazu mit ausländischen Soldaten, gibt es in Syrien längst schon. Und die steht unter dem wachsamen Auge der Türken.
"Jeder Akt der Aggression dagegen wäre ein Angriff auf unser Gebiet und auf das Gebiet der Nato", warnte der türkische Premier Tayyip Erdogan bereits das Regime in Damaskus. Schließlich geht es um keinen Geringeren als um Süleyman Shah, den Großvater von Osman I, dem Begründer des Osmanischen Reichs. Am Ufer des Euphrat, nur wenige Kilometer Luftlinie von der türkischen Grenze innerhalb des syrischen Territoriums, steht das Mausoleum von Süleyman Shah (ca. 1178-1236), der im Fluss ertrunken sein soll.
Grabmal und dazugehörende Liegenschaften sind türkisches Eigentum, so legte es 1921 der Friedensvertrag von Ankara zwischen der Türkei und Frankreich fest. Neue Grenzen wurden in dem Vertrag gezogen: Frankreich übernahm im Auftrag des Völkerbunds ein Protektorat über Syrien und den Libanon, die Türkei erhielt das Süleyman-Grab aus der osmanischen Konkursmasse.
Alle zwei Wochen wechseln sich seither 15 türkische Wach-soldaten am Mausoleum ab. Ihre Basis ist in Sanliurfa, der Stadt und gleichnamige Provinz im südöstlichen Grenzgebiet der Türkei. Süleyman musste bereits einmal umsiedeln: Als die syrische Regierung 1973 den Euphrat staute, wurde das Mausoleum von Kalat Jabar in das nahe Dorf Kara Kosak versetzt - knapp 100 Kilometer weit vom umkämpften Aleppo. (Markus Bernath, DER STANDARD, 24.8.2012)