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Unternehmensberaterin Gertrud Höhler rechnet mit Merkel ab.

Foto: Stephanie Pilick dpa/lbn

Wer Gertrud Höhler aufs Allerhöchste verärgern will, der braucht nur eine einzige Frage stellen: was sie eigentlich persönlich gegen die deutsche Kanzlerin Angela Merkel habe.

Da kippt dann so manches. Am Donnerstag in Berlin zunächst die Stimme der Unternehmensberaterin, dann die Stimmung im Saal. "Frau Merkel ist eine sehr sympathische und sehr disziplinierte Persönlichkeit", erklärt die Publizistin und Unternehmensberaterin bei der Vorstellung ihres neuen Buches über Merkel hörbar genervt.

Aber immerhin: Höhler bleibt im Saal, die Veranstaltung geht weiter. Andere hatten weniger Glück. Der Sendung Kulturzeit (3sat) kippte Höhler gleich das geplante Interview aus dem Programm. Auch ein Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung brach sie beinahe ab. Diese "aggressiven Fragen" mag sie nämlich nicht.

Zickenkrieg

Damit das ein für alle Mal klar ist: Höhler befasst sich in ihrem neuen Buch gar nicht mit der Person Merkel, sondern mit dem "System M". Das ist etwas ganz anderes. Sagt sie. Weil wenn sie sich über die Person auslassen würde, dann hieße es in den bunten Blättern abseits des Feuilletons bloß wieder: Zickenkrieg. Früher nämlich hat Höhler einmal dazugehört zum System M. Aber das ist länger schon vorbei.

Wie Merkel stammt die heute 71-Jährige aus einem Pastorenhaushalt. Sie wird in Wuppertal geboren, studiert Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie, ist von 1972 bis 1993 Professorin für Literatur an der Universität Paderborn. Bekannt wird sie in Deutschland jedoch durch ihre zahlreichen Bücher (Spielregeln für Sieger; Warum Vertrauen siegt; Wölfin unter Wölfen. Warum Männer ohne Frauen Fehler machen) und als Beraterin renommierter Unternehmen wie der Deutschen Bank und VW.

Gut vernetzt

Auch in der CDU ist sie gut vernetzt, Helmut Kohl, den sie regelmäßig trifft, will sie in den 1990ern zur Familienministerin machen. Aber da legen sich Teile der Partei quer, wollen keine Alleinerziehende (von Sohn Abel, Jahrgang 1967) als Ministerin haben. Mit Merkel hat sich Höhler auch früher getroffen. Aber als die ostdeutsche Pastorentochter immer höher aufstieg, brauchte sie die Beraterin nicht mehr.

In den vergangenen Jahren war Höhler Dauergast in deutschen Talkshows. Wann immer es etwas über Merkel zu sagen gibt, ist sie dabei. Jetzt mit dem Buch wird es wieder mehr werden - aber natürlich nur, wenn die Fragen stimmen. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 24.8.2012)