Zagreb - Die Inspektoren kamen im Morgengrauen. Der ehemalige Chef der Nova Kreditna Banka Maribor (NKBM), Matjaz Kovacic, wurde in seinem Haus in der Nähe von Sentilj (Spielfeld) aufgeweckt. Er war nicht der einzige Ex-NKBM-Manager, der am Mittwoch Besuch von der Polizei bekam. Insgesamt tauchten die Beamten bei zwölf Adressen in Slowenien und sechs Adressen in Kroatien auf.

Die zweitgrößte slowenische Bank, die mehrheitlich im Besitz des Staates ist, soll zwischen 2006 und 2009 Millionen-Kredite an Briefkastenfirmen vergeben haben, um Grundstücke in Kroatien zu kaufen. Diese Grundstücke sollen danach um den doppelten Preis an die NKBM-Tochter, KBM-Projekt, verkauft worden sein. Ermittelt wird unter anderem wegen Amtsmissbrauchs und Geldwäsche. Der Schaden soll 30 Millionen Euro betragen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

"Wenn man an eine staatliche Bank auf dem Westbalkan denkt, ist es logisch, dass es da kriminelle Elemente gibt", sagt der Ökonom Igor Masten zum Standard. Das Problem sieht Masten vor allem im politischen Einfluss. Im Fall der NKBM, ähnlich wie im Fall der Hypo, hätten die Eigentümer weggeschaut, als sich das Management bereichert habe. "Jeder, der sehen wollte, hat aber seit Jahren gewusst, dass die Probleme bei der NKBM tiefer liegen", so Masten. Doch diese Regierung habe nichts unternommen, kritisiert er.

Faule Kredite

Die NKBM sitzt auf einer Menge fauler Kredite. Die schwere Krise der slowenischen Banken hat sich längst zu einer politischen Krise ausgewachsen. Doch auch das jüngste Treffen der Parteien hat zu keiner Einigung über die notwendige Verankerung der "Schuldenbremse" in der Verfassung geführt. Premier Janez Jansa fehlt dafür die Mehrheit im Parlament. Deshalb wird in Slowenien bereits über einen Zerfall der Regierung und die Bildung eines Expertenkabinetts spekuliert.

"Wenn die Schuldenbremse keine Zweidrittelmehrheit im Parlament bekommt, werden die Finanzmärkte Slowenien weiter herabstufen, und es wird nicht zu verhindern sein, dass Slowenien um den Rettungsschirm ansucht", sagt der Ökonom Joze Damijan zum Standard. Das würde bedeuten, dass Slowenien ab Frühling 2013 von einem Experten-Kabinett regiert würde. "Aber es ist unwahrscheinlich, dass dies von Jansa angeführt wird. Es braucht einen neutralen Mann mit einem guten Ruf", so Damijan. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 24.8.2012)