Rosenbauer will seinen Wachstumskurs fortsetzen.

Foto: Rosenbauer

Wien - Der Konjunktureinbruch hat den börsenotierten Feuerwehrausrüster Rosenbauer deutlich ausgebremst, stehen doch Kommunen weltweit unter Sparzwang und ordern weniger Löschfahrzeuge. Bei Rosenbauer hat das im ersten Halbjahr auf die Erträge gedrückt, so sackte das operative Ergebnis (Ebit) um 16 Prozent auf 11,8 Mio. Euro ab, die Ebit-Marge verschlechterte sich auf 4,4 nach 5,9 Prozent im Vorjahreszeitraum. Beim Umsatz konnten die Oberösterreicher dagegen um 14 Prozent auf 270,7 Mio. Euro zulegen, auch die Auftragslage ist "nach wie vor sehr gut", wie Konzernchef Dieter Siegel am Freitag sagte. Beim Ausblick ist Rosenbauer vorsichtiger geworden, die 600-Mio.-Umsatzmarke will man aber weiterhin knacken.

Bei Vorlage der Zahlen für das erste Quartal hatte Rosenbauer noch einen Jahresumsatz von deutlich über 600 Mio. Euro erwartet und eine Ebit-Marge von über 7 Prozent. Am Freitag war nur mehr von 6 bis 7 Prozent die Rede, nach 7,7 Prozent 2011. Beim Ergebnis werde auch noch am Jahresende "ein leichter Druck dasein", der Auftragseingang dürfte sich im zweiten Halbjahr "gut" weiterentwickeln.

Auslieferung von Fahrzeugen auf Höchststand

"Im ersten Halbjahr haben wir so viele Fahrzeuge ausgeliefert wie noch nie in einem ersten Halbjahr", berichtete der Vorstandsvorsitzende. Der Auftragseingang blieb bei 280,3 Mio. nach 281,5 Mio. Euro stabil, der Auftragsbestand hat mit 715,8 Mio. Euro per Ende Juni (+60 Prozent) ein Allzeithoch erreicht. "Damit ist die Auslastung auch für die nächsten Jahre sichergestellt", so Siegel. Im Dezember hatte Rosenbauer einen Großauftrag aus Saudi-Arabien über 245 Mio. Euro an Land gezogen, was die Kapazitäten am Standort Leonding sprengte. Deswegen hat Rosenbauer eine 4.500 Quadratmeter große Fertigungshalle in Traun angemietet, die Ende Juni voll angelaufen ist. Von den 30 Mio. Euro, die der Konzern bis 2015 in den Kapazitätsausbau stecken will, fließt ungefähr die Hälfte in Erweiterungen an den Standorten Leonding, Neidling und Luckenwalde (Deutschland), sagte Siegel.

"Weniger erfolgreich" war Rosenbauer, was die Erträge betrifft. Das Vorsteuerergebnis (EBT) brach im Halbjahr um 17 Prozent auf 11,9 Mio. Euro ein, ebenso das Periodenergebnis, das bei 9,5 Mio. Euro zu liegen kam. Im zweiten Quartal stieg das Ebit auf 8,0 Mio. nach 7,1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum, das EBT schrumpfte dagegen auf 7,4 Mio. nach 7,5 Mio. Euro, und das Periodenergebnis ging auf 5,7 Mio. nach 6,2 Mio. Euro zurück. Der Umsatz stieg auf 155,1 Mio. nach 129,4 Mio. Euro.

Wegen der Budgetknappheit der öffentlichen Haushalte habe Rosenbauer die gestiegenen Kosten in Österreich - etwa durch KV-Erhöhungen - und Deutschland nicht vollumfänglich auf die Kunden überwälzen können, sagt Siegel. Hinzu kamen hohe Anlaufkosten in den USA durch die Einführung des US-Chassis Commander.

Rückgänge in einzelnen Lokalmärkten

Im Vergleich zum Mitbewerb stehe Rosenbauer aber noch gut da, könne der oberösterreichische Konzern durch seine internationale Aufstellung doch Rückgänge in einzelnen Lokalmärkten durchs Exportgeschäft ausgleichen. "Unsere Wettbewerber schreiben praktisch zur Gänze rote Zahlen", sagte Finanzvorstand Robert Kastil. Vor allem in Europa und in den USA wird der Markt kleiner und der Preiskampf härter. Am umkämpften deutschen Markt schlitterte im Vorjahr Rosenbauers Hauptkonkurrenz Ziegler in die Insolvenz, auch in Frankreich musste ein Rivale zusperren, ein zweiter steht vor dem Verkauf. Der nordamerikanische Markt ist nach wie vor "auf sehr niedrigem Niveau", das Volumen um 30 Prozent unterm Schnitt, so Siegel.

Strafe wegen Marktabsprachen

In Deutschland kommt zu dem um ein Viertel geschrumpften Marktvolumen auch noch die "Kaufzurückhaltung aufgrund des Kartellverfahrens" dazu. In Deutschland hatten ja mehrere Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen wegen Marktabsprachen Millionenstrafen ausgefasst, Rosenbauer zum Beispiel musste 10,5 Mio. Euro zahlen, die Fiat-Tochter Iveco Magirus wurde zu 30 Mio. Euro verdonnert, hat laut Siegel aber dagegen berufen. Für Rosenbauer sei das Thema Bußgeld "abgeschlossen", nicht aber, ob den Kommunen durch die Absprachen ein Schaden entstanden ist. "Wir arbeiten mit dem Städte- und Gemeindebund an einer Lösung", sagte Siegel. Die Schadensermittlung sei schwierig, zumal Rosenbauer in den Kartelljahren in Deutschland "praktisch nichts verdient" habe. Nun hätten die betroffenen Firmen und der Städte- und Gemeindebund ein gemeinsames Gutachten in Auftrag gegeben, das im kommenden Monat vorliegen soll. Mangels Grundlage für die Abschätzung eines eventuellen Schadens habe Rosenbauer noch keine Rückstellung gebildet, so Siegel. Seinen Angaben zufolge hat Rosenbauer in Deutschland derzeit einen Marktanteil von 35 Prozent.

Im ersten Halbjahr ist Rosenbauer in Deutschland nur geringfügig um 1 Prozent auf 62,6 Mio. Euro gewachsen, das operative Ergebnis (Ebit) brach auf 111.900 Euro nach 815.400 Euro ein. In Österreich legte Rosenbauer dank Exportgeschäfts beim Umsatz um 21 Prozent auf 181,9 Mio. Euro zu, in den USA um 11 Prozent auf 65,7 Mio. Euro. Als "regionales Sorgenkind" erwies sich Spanien, dieses Segment sackte umsatzmäßig um 58 Prozent auf 1,7 Mio. Euro ab und weitete den operativen Verlust deutlich aus, und zwar auf 483.000 nach 271.900 Euro. "Der Markt ist praktisch zusammengebrochen", sagte Siegel. Weitaus besser sieht es da schon außerhalb Europas und Amerikas aus. Indien und China sei weiterhin auf hohem Niveau, im Nahen Osten profitiere die Branche vom Nachholbedarf bei der Sicherheitsinfrastruktur.

Rosenbauer beschäftigte zum Halbjahr 2.230 Mitarbeiter (30.6.2011: 2.062), davon 1.047 in Österreich. Hinzu kommen 272 Leasing-Mitarbeiter. Recht viel mehr werden es in diesem Jahr nicht mehr werden, sagte Finanzvorstand Kastil.

Dieser will übrigens die "aktionärsfreundliche Dividendenpolitik" beibehalten, wie er ankündigte. Für das Geschäftsjahr 2011 hatte der Konzern trotz Gewinnrückgangs 1,20 Euro je Aktie gezahlt, genauso wie für 2010.  (APA, 24.8.2012)