Steinsperlingpaar: Das Männchen hat offensichtlich im Moment keinen Grund für lautes Zwitschern.

Foto: Henrik Brumm

Seewiesen - Bei männlichen Steinsperlingen spiegelt das Tempo, die Tonhöhe und die Lautstärke des Gesanges den Fortpflanzungserfolg wider, fanden Forscher des Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen in Bayern heraus, nachdem sie mehr als zwei Jahre hinweg die Gesänge einer Population in den französischen Alpen aufnahmen.

Anders als die Nachtigall mit ihrem vielfältigen Repertoire singen Steinsperlinge einen einfachen Gesang aus einer oftmalig wiederholten Silbe. Die in Sachen Fortpflanzung erfolgreicheren, meist älteren Männchen zwitscherten in höheren Tönen und mit geringerem Tempo als die jüngeren. Ältere Männchen wurden aber von ihren Weibchen auch häufiger betrogen, gingen aber selbst noch mehr fremd und hatten so insgesamt den größten Fortpflanzungserfolg. Betrogene Männchen, die also mehr Nachkommen im eigenen Nest hatten, die nicht von ihnen stammten, sangen lauter - vermutlich als Reaktion auf die Abwesenheit ihrer Partnerin, schreiben Erwin Nemetz und Kollegen in der im Fachblatt "Plos One" publizierten Studie.

"Der lautere Gesang von Männchen, die ihre Vaterschaft an Rivalen verlieren, ist kein Qualitätsmerkmal, sondern vermutlich der vergebliche Versuch, den untreuen Partner stärker an sich zu binden", sagt Nemeth. Die älteren Männchen können ihren Verlust an Vaterschaften im eigenen Nest durch mehr Nachkommen in fremden Nestern mehr als ausgleichen, jüngeren einjährigen Männchen hingegen bleibt nur, auf das nächste Jahr zu warten. (pum/DER STANDARD, 25./26. 8. 2012)