Gefinkelte Bastler diverser Science-fiktionaler Actionfilme könnten es nicht futuristischer hinbekommen. In den Projektskizzen der Industriedesign-Studenten an der Grazer Fachhochschule Joanneum türmen sich silberne Metallteile, aerodynamisch und schnittig. Mobilität verlangt es, ganzheitlich betrachten zu werden. "Formal ästhetische Überlegungen greifen zu kurz", ist Studiengangsleiter Gerhard Heufler überzeugt. Daher werden hier die zwei großen Bereiche Produkt- und Transportationsdesign kombiniert. Letzteres dreht sich um formalästhetische Überlegungen, während das Produktdesign sich mit technisch-fuktionaler Problemlösung beschäftigt. Ganzheitlich, das bedeutet auch, dass eine soziologische Komponente in das Design Einzug nimmt. Explizit auf dem Lehrplan steht auch Philosophie, um die "Wertewelten der Gesellschaft" miteinzubinden.

Eines der Augenmerke lässt sich unter dem Schlagwort "Universelles Design" zusammenfassen. Hierbei geht es darum, Dinge so zu gestalten, dass sie für möglichst alle Menschen benutzbar sind beziehungsweise auf Bedürfnisse von bestimmten Gruppen eingehen. Beispiel aus dem Portfolio der Grazer Studierenden ist der Roboter "GIO", der die Aufgabe eines Blindenhundes übernimmt. Mobilität wird hier also im weitesten Sinne verstanden. Dennoch drehen sich die meisten Projekte darum, neue Konstruktionen, Mittel und Wege zu finden um von A nach B zu gelangen. Neben den sozialen Überlegungen ist auch "Nachhaltigkeit ein Muss geworden", sagt Heufler.

Kein "bitterer Verzicht"

Abgesehen vom Bau von gänzlichen neuen Fahrzeugen, wie einem Zeppelin-Auto oder einem windbetriebenen Wohnmobil, liegt der Fokus daher darauf, das Potenzial der schon bestehenden Transportmittel auszuschöpfen. Man überlegt etwa, wie man den Zug gegenüber dem Flugzeug attraktiver machen kann, indem man das Mehr an Platz im Schienenfahrzeug nutzt. So zeigt der Entwurf Diveria, wie es möglich ist, in einem bienenwabenartig designten Zug Zonen zu schaffen, in denen man arbeiten, entspannen, oder sich treffen kann. Nachhaltigkeit soll nicht als "bitterer Verzicht" aufgefasst werden, sagt Heufler. In den Überlegungen der Industriedesigner geht es nicht darum, öffentlichen und Individualverkehr gegeneinander auszuspielen. Vielmehr ist die Idee, "für jede Bewegung das optimale Verkehrsmittel auszusuchen".

Der Studiengang arbeitet stark mit Unternehmen zusammen, vorwiegend mit der Autoindus trie. In solchen Kooperationen herrsche oft eine "enge Sicht auf die Dinge", erzählt Heufler.

Wenn es etwa darum geht, in schwierigem Gelände voranzukommen, interessiert die Autohersteller natürlich, was man im Kofferraum haben muss, um das Vorankommen zu ermöglich, anstatt Alternativen zum Auto zu suchen. Nur wenige Diplomprojekte können direkt im Anschluss an die Planungsphase am Computer umgesetzt werden.

Sie seien zwar realistisch, aber doch sehr visionär, erklärt Heufler. "Die Industrie kooperiert mit uns, um Impulse zu bekommen. Wir sind Trendsetter, die aus der Betriebsblindheit helfen." (Julia Grillmayr/DER STANDARD, 25./26. 8. 2012)