Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Thema Hochschulzugang politisch so durchgegart ist, dass darüber endlich auch eine sachliche und sachgerechte Diskussion zwischen den in bildungspolitischen Fragen oft wie auf zwei unterschiedlichen Ideologie-Planeten anmutenden Koalitionsparteien möglich ist.
Jetzt scheint es so weit zu sein, dass die Bewegung, die es in den Tiefenschichten der SPÖ und hinter den Kulissen der Verhandlungen mit der ÖVP seit einiger Zeit gibt, vorsichtig an die Oberfläche gelassen wird. Ein Versuchsballon nach dem anderen geht hoch, um das Unvermeidliche, das Notwendige auch politisch umzusetzen. Denn dass ein Uni-System mit den Variablen Budget, Studierendenzahl, Lehrpersonal oder Forschungsinfrastruktur mehr oder weniger als frei flottierenden Größen jonglieren muss und so beste (Aus-)Bildung leisten soll, ist grotesk und im Hinblick auf die Lebenszeit der Studierenden zynisch.
Dass Österreich mehr Studierende braucht, sollte im kollektiven Bewusstsein dieser Nation eigentlich selbstverständlich sein. Weniger Studierende will niemand, nicht einmal die ÖVP. Ihr wird dann ein Kraftakt bevorstehen, wenn es darum geht, dass Österreich auch das intellektuelle Potenzial aller Kinder ausschöpft, um endlich eine Studierendenquote zu erreichen, die internationalen Top-Standards entspricht. Dann landet die Debatte dort, wo sich die ÖVP quält: beim negativ selektierenden Schulsystem. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 25.8.2012)