Köln - Im Kölner Zoo hat ein Sibirischer Tiger seine Pflegerin getötet. Der Tiger hatte die Pflegerin angefallen und so schwer verletzt, dass diese kurz darauf im Krankenhaus gestorben sei, teilte die zuständige Polizei mit. Nach der Attacke auf seine Wärterin konnte die Raubkatze durch eine offenstehende Sicherheitsschleuse aus ihrem Gehege entwischen und in ein angrenzendes Wirtschaftsgebäude gelangen.

Die Polizei kam kurz nach dem Ausbruch gegen 12.00 Uhr im Kölner Tiergarten an. Dieser wurde vorübergehend geschlossen und die Besucher in Sicherheit gebracht. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz.

Die angeforderten Spezialkräfte kamen mit der entlaufenen Raubkatze aber nicht mehr in Berührung, da der Direktor das Tier bereits vorher erschossen hatte. Dem Polizeisprecher zufolge zielte er durch eine Dachluke des Wirtschaftsgebäudes auf den Tiger. Dem Opfer der Raubkatzen-Attacke konnte nicht mehr geholfen werden. Ob die Frau noch im Tiergarten oder erst in Klinik ihren Verletzungen erlag, dazu gab es zunächst unterschiedliche Meldungen. Die Ermittler müssen nun klären, wie die Raubkatze durch die Sicherheitsschleuse entweichen konnte.

Dass der Direktor des Tiergartens den Tiger erlegte, bevor er auf die Besucherwege und ins Freie gelangte, habe möglicherweise Schlimmeres verhindert, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei. Die Polizei will nun den genauen Tathergang klären. Deshalb sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte die Polizei Köln mit.

Selten, aber doch

Derartige Zwischenfälle mit Raubkatzen im Zirkus oder in Tiergärten sind selten, kommen aber immer wieder vor. Im Oktober 2003 wurde in Las Vegas der Zauberer Roy Horn (Magierduo "Siegfried & Roy) bei einer Show von einem seiner weißen Tiger angegriffen und schwer verletzt.

Am 5. März 2002 war der Wiener Tiergarten Schönbrunn Schauplatz einer ähnlichen Tragödie gewesen: Eine 21-jährige Pflegerin wurde von drei Jaguaren angegriffen. Ein schwarzer Jaguar tötete sie dabei durch einen Hals-Genick-Biss. Der damalige Tiergartendirektor Helmut Pechlaner erlitt bei dem Versuch, der Pflegerin zu helfen, einen Prankenhieb und wurde am linken Arm schwer verletzt.

Vom Aussterben bedroht

Der Sibirische Tiger gilt als eine der größten Raubkatzen der Welt. Wie alle Unterarten des Tigers ist auch er in freier Wildbahn von der Ausrottung durch den Menschen bedroht. Nachdem sein Bestand im Jahre 1940 auf lediglich 20 bis 30 Tiere gesunken war, wurde er unter strengen Schutz gestellt.

Heute überleben etwa 200 Sibirische Tiger in einem einzigen Schutzreservat im Amur-Ussuri Gebiet in Sibirien. In Tiergärten sind Sibirische Tiger jedoch häufig vertreten. Durch gezielte Zuchtprogramme wird die Population weiter aufgebaut. Die Zahl der in den Zoos der Welt gehaltenen Sibirischen Tiger übersteigt heute 1.000 Tiere. Sibirische Tiger können eine Körperlänge von 2,80 Meter und ein Gewicht von über 250 Kilogramm erreichen und haben eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren. (APA, 25.8.2012)