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Auf dem Armstrong-Radlweg in Austin/Texas.

Foto: dapd

Wien - Die Anti-Doping-Agentur der USA hat am Freitag alle Ergebnisse von Lance Armstrong seit dem 1. August 1998 annulliert und ihn wegen Dopings lebenslang gesperrt. Dieser Schritt, der dem Verzicht des siebenfachen Gewinners der Tour de France auf ein Verfahren vor einem Schiedsgericht folgte, dürfte aber nicht der letzte in dieser Affäre gewesen sein. Denn der Radsport-Weltverband (UCI), dem die Gerichtsbarkeit entzogen wurde, könnte zur Prüfung des Urteils das Oberste Sportgericht (CAS) in Lausanne anrufen.

Der Betroffene selbst demonstriert am Tag danach Scheinbar unbeeindruckt absolvierte der 40-Jährige im Skiressort Aspen ein Mountainbike-Rennen. "Ich finde es schon jetzt sehr aufregend", twitterte Armstrong bereits vor dem Start voller Vorfreude. "Niemand muss um mich weinen. Mir wird es prima gehen." Am Sonntag nahm er an einem Marathon an. Eine gute Nachricht für den Texaner: Seine Stiftung zur Unterstützung der Krebsforschung verzeichnete noch am Tag des USADA-Beschlusses einen Spendenboom. Bis zum Freitagnachmittag gingen über die Homepage der Stiftung nach Angaben von Geschäftsführer Doug Ulman Spenden in Höhe von 78.000 Dollar ein. Die Summe bedeutete fast das 25-Fache des Ertrages vom Vortag, als laut Ulman ein durchschnittliches Aufkommen von 3200 Dollar erreicht worden war.

Auch Armstrongs Sponsoren stehen offenbar zu ihrem Partner. Der US-Sportartikelriese Nike verlautbarte etwa: "Wir sind betrübt, dass Lance Armstrong nicht mehr an bestimmten Wettbewerben teilnehmen kann und seine Titel ebenfalls betroffen erscheinen. Lance hat aber immer seine Unschuld beteuert." Man wolle weiterhin seine Stiftung unterstützen. Auch der Getränke-Gigant Anheuser Busch oder der Sonnenbrillen-Produzent Oakley kündigten ebenfalls eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Armstrong und dessen Stiftung an.

Das könnte sich in Zukunft umso mehr lohnen. Alleine der nach der Streichung seiner Ergebnisse als zwangsläufig erscheinende Verlust seiner Tour-Titel könnte Armstrong 3,5 Millionen Euro an Prämien kosten. In den Anti-Doping-Codes sei "seit vielen Jahren festgelegt, dass Doper Preisgelder zurückzahlen müssen", sagte Sprecherin Eva Bunthoff von der deutschen Anti-Doping-Agentur NADA dem Focus.

Ex-Manager: USADA geht zu weit

Über den Umgang mit Armstrongs Tour-Titeln hat der Weltverband UCI zu befinden. Ob Armstrong seine 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney gewonnene Zeitfahr-Bronzemedaille behalten darf, entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC). Bill Stapleton, 17 Jahre lang Armstrongs Manager, bezweifelt die Legalität des Vorgehens der US-Anti-Doping-Behörde: "Wir haben klargemacht, dass die USADA nicht die Kompetenz besitzt, das zu entscheiden", betonte er. "Wir werden sehen, was die Veranstalter der Tour und die UCI dazu sagen."

Die USADA ist hingegen überzeugt, über genügend Beweise zu verfügen, dass Armstrong seine Siege nicht mit fairen Mitteln erkämpft hat. Man verfüge über "mehr als ein Dutzend" Zeugen und wissenschaftliche Daten. Zu den früheren Teamkollegen, die unter Eid Dopingverstöße von Armstrong dargelegt haben, zählt neben Floyd Landis und Tyler Hamilton auch Frankie Andreu. Der US-Amerikaner war im Team US Postal Helfer von Armstrong bei dessen ersten zwei Tour-Siegen 1999 und 2000.

Er sei überrascht, dass Armstrong diesmal nicht gekämpft habe, erklärte Andreu am Freitag gegenüber der Website "cyclingnews". Dass es zu einer Streichung seiner Ergebnisse kommen würde, habe er "nie geglaubt". 

Vor Kontrollen gewarnt?

Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong ist nach Angaben während seiner Karriere vor Dopingtests gewarnt worden. Der wissenschaftliche Berater der französischen Anti-Doping-Agentur (AFLD), Michel Rieu,  sagte in einem Interview der Tageszeitung "Le Monde" Armstrong sei während seiner Karriere vor Dopingtests gewarnt worden. "Die Kontrolleure hatten Schwierigkeiten, unangekündigte Tests durchzuführen, ohne dass Lance Armstrong einen Vorsprung von 20 Minuten hatte", erklärte Rieu. "Er wurde vor den Kontrollen gewarnt." Armstrong habe dazu ein großes Netzwerk genutzt, zu dem auch mehrere Physiologen gehört hätten. (sid/APA/red, 25.8. 2012)