Kandahar - Im Süden Afghanistans haben Taliban-Kämpfer 17 Menschen geköpft, weil sie auf einer gemeinsamen Feier von Frauen und Männern Musik hörten und tanzten. Die Leichen seien am Montag in der Provinz Helmand gefunden worden, sagte der zuständige Bezirksgouverneur Nimatullah. Die Feier habe am Sonntagabend stattgefunden.

Die Tat erinnert an die Zeit der Taliban-Herrschaft in Afghanistan bis 2001. Die radikal-islamischen Muslime hatten damals Musik und Tanz verboten. Frauen durften ihre Häuser nur in Begleitung des Ehemannes oder eines männlichen Verwandten verlassen und mussten sich völlig verschleiern. Gemeinsame Veranstaltungen von Frauen und Männern außerhalb der Familie waren verboten.

Regierung: Tat "unmenschlich"

Die Gebirgsregion im Nordosten von Helmand wird von den Taliban kontrolliert. Das afghanische Innenministerium verurteilte die Tat als unmenschlich.

Ein Stammesältester im benachbarten Bezirk Musa Kala sagte, in den vergangenen Monaten hätten Enthauptungen in der Region zugenommen. Allein im Fastenmonat Ramadan seien drei Menschen geköpft worden, zudem sei der Sohn eines Stammesältesten enthauptet worden. Die Tötungen erfolgten demnach nach großangelegten Militäreinsätzen der afghanischen und NATO-Truppen in der Gegend.

Die Morde rund 75 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Lashkar Gah waren der Auftakt eines weiteren Tages der Gewalt in Afghanistan: Bei einem Angriff von Aufständischen wurden ebenfalls in der Provinz Helmand nach offiziellen Angaben zehn afghanische Soldaten getötet.

Zwei US-Soldaten erschossen

Im Osten des Landes erschoss ein afghanischer Soldat zwei US-Soldaten. Damit wurden in diesem Jahr bereits 42 NATO-Soldaten bei 33 Übergriffen ihrer afghanischen Partner getötet. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2011, als im gesamten Jahr 35 ausländische Soldaten bei derartigen Zwischenfällen ums Leben kamen. Seit Jahresbeginn zählte die Internationale
Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) rund 30 Vorfälle mit fast 40 Toten.

Dennoch werde die ISAF ihre Zusammenarbeit und die Partnerschaft mit afghanischen Soldaten und Polizisten fortsetzen, sagte der deutsche ISAF-Sprecher Günter Katz. (APA, 27.8.2012)