Tierärztin Katja Graf berichtet von Dreharbeiten, die vor einigen Monaten stattgefunden haben.

Foto: privat

Die Lämmer zeigten sich vor der Kamera wenig gesprächig.

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23 Kilogramm schwere Tiere stemmen und dabei richtig in die Kamera schauen - aber dabei bloß nicht ins Schwitzen kommen.

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Frühlingszeit ist Osterzeit. Osterzeit ist die Zeit der Lämmer, Kaninchen und Küken. So verwunderte es mich nicht, als mich Anfang des Jahres der Anruf erreicht, dass Lämmer für eine Werbung gebraucht werden. Ja, Lämmer gibt es im Frühjahr genügend, die richtigen werde ich schon finden.

So stehe ich kurze Zeit später in einem gemütlichen Stall im 21. Wiener Gemeindebezirk, um mir aus einem kunterbunten Haufen an blökenden Wollknäueln "meine" Lämmer auszusuchen. Ich habe diesen Privatliebhaberstall gewählt, da die Tiere Menschen sehr gewöhnt sind. Das bedeutet, dass dieser Stressfaktor bei den Dreharbeiten auf jeden Fall wegfällt. Die Anforderung der Produktion: Ein Weißes und ein Schwarzes. Ich werde schnell fündig. Eins links, eins rechts unter den Arm geklemmt, kurz in die Kamera geblickt, und das Photo wird schon verschickt. Das OK kommt bald darauf zurück: Die zukünftigen TV-Stars sind erwählt.

Der kommende Sonntag ist der Tag des Geschehens. Zeitig in der Früh fahre ich mit tatkräftiger Unterstützung von Tochter und meiner Freundin Michi die Zwerge holen. Wir düsen durch die Stadt und dieser Anblick wird wohl all den Autofahrern in Erinnerung bleiben, die an der roten Ampel in das Auto blickten.

Am ORF-Gelände angekommen, schaue ich mir erst den Drehort an: Vorbildlich. Es wurde ein richtiger Stall in einer ruhigen Ecke gebaut, damit die Schafe sich in der Pause erholen können. Ein Riesenberg duftenden Heus wartet.

Ich schnappe mir ein Schaf und hinauf geht es eine scheinbar unendlich lange Treppe bis zum Studio. Circa 23 kg wiegt eines der Lämmer - ich wusste schon, warum ich nach den Kräften der Schauspieler gefragt habe. Zwei junge Männer sollen die Lämmer halten und etwas in die Kamera sagen. Und dabei bitte nicht allzu sehr schwitzen. Im heißen Licht der Scheinwerfer mit einem 23-Kilogramm-Lamm am Arm keine einfache Aufgabe. Tüchtig sind die Herren, tapfer halten sie streng nach Anweisung die Lämmer sicher in den Armen. 

Fetten, bröseln, schmieren

Die "Maske" hat viel zu tun. Oftmals muss eine Stirn wieder abgewischt und abgetupft werden. Zum Glück glänzen die Nasen der Lämmer nicht. Das Wollfett der Schafe ist zwar ein wunderbares Naturprodukt, an Hemden kommt es jedoch nicht so gut, und ich zittere, dass ja keine Flecken entstehen. Ja, auch an diese Dinge muss ich denken. Denn nicht nur die Vorlieben der Tiere bestimmen die Art des Leckerlis. Je nach Einsatz darf es nicht fetten, nicht bröseln oder nicht schmieren. 

Komplikationen kann es auch beim "Text" geben: Bei den ersten Blökern gibt es Lachanfälle des gesamten Teams. Bei den anschließenden Tonaufnahmen sind die Tiere aber stumm wie nie. Zwingen kann man Tiere halt zu nichts. Gut, dass der Ton zu Beginn mitgelaufen ist und es genug Blöker von anderen Lämmern im Archiv gibt.

Die Szenen sind nach nicht einmal zwei Stunden im Kasten, die Lämmer entlassen und dürfen noch die Rohkostabteilung des Cateringwagens leerräumen. Der Weg zurück über den Gürtel ist dieses Mal ruhiger, denn der Dreh hat unsere zwei Lämmer müde gemacht. Die Blicke der anderen Autofahrer werden trotzdem nicht weniger.

Die Schafe werden gemeinsam mit Kühen, Eseln, Hasen und Gänsen auf dem Bauernhof leben, bis sie eines natürlichen Todes sterben. (Katja Graf, derStandard.at, 28.8.2012)