Ob Griechenland seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Geldgebern nachkommen wird, steht in den Sternen. Dass Athen den heimischen Wahlkampf 2012/2013 befeuern wird, ist indes gewiss. Angesichts der Komplexität der Eurokrise kann dieses unvermeidliche Aufeinandertreffen nur schaden.

Derzeit steht Griechenland wieder vor dem Vorhang, ein Ende des Dramas ist nicht absehbar. Regierungschef Antonis Samaras will mehr Zeit, um sein Land aus der Krise zu bringen. Dass Griechenland seinen Versprechen gegenwärtig weit hinterherhinkt, kann angesichts der politischen und konjunkturellen Entwicklungen nicht überraschen.

Ein gefundenes Fressen für Stronach und Strache ist die Sache dennoch. Beide würden Griechenland lieber heute als morgen aus der Währungsunion hinauskomplementieren. Und die anderen Wackelkandidaten Italien, Spanien, Portugal gleich mit dazu. "Zurück zum Schilling" wäre eine weitere Idee aus dem populistischen Lager. Diese Parole werden die Österreicher vermutlich in der nächsten Zeit öfter zu hören bekommen, als einigen lieb ist, denn seine Wähler erreicht man nun einmal am besten mit emotionsgeladenen Themen und einfachen Parolen. Dass der Wahlkampf je nach Ausrichtung der Parteien ein Pro- oder Anti-Euro-Wahlkampf werden wird, liegt jedenfalls auf der Hand.

Kanzler Werner Faymann hat sich quasi schon positioniert und klar für eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen Griechenlands bei seinen Krediten ausgesprochen. Für Finanzministerin Maria Fekter gilt: Weitere Hilfen seien sauteuer, aber sie wirken. Fekter bleibt bei ihrem Konzept "Zuckerbrot und Peitsche". Gegen einen Zeitaufschub für Griechenland bei den Reformen, lautet die aktuelle Position. Es gehe um die Frage: "Findet Griechenland einen Weg, der das Land auf eigenen Beinen stehen lässt und die Rückkehr an die Finanzmärkte erlaubt?"

Dass Griechenland diesen Weg findet, ist mehr als ungewiss. Ohnedies ist das nicht mehr die Gretchenfrage. Die hat aufgrund der vielen zögerlichen politischen Entscheidungen innerhalb der Währungsunion heute eine ganz andere Dimension. In Zahlen ist sie seriös nicht zu fassen. Schlicht gesprochen lautet sie: Sind die Euroländer bereit, weiterhin einen hohen Preis für ein gemeinsames Europa zu leisten?

Deutschland müsse sich die Grundsatzfrage stellen, ob das Land seine Zukunft im Euro oder bei der D-Mark sieht, mahnte jüngst der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Diese Frage müsse man möglichst breit und auch mit der Bevölkerung klären. Ein Weg, an dem über kurz oder lang auch Österreich nicht vorbeikommen wird. Dass ein Wahlkampf dafür die richtige Veranstaltung ist, darf allerdings bezweifelt werden. (Regina Bruckner, derStandard.at, 27.8.2012)