Havanna / New Orleans - Auf den Spuren des tödlichen Hurrikans Katrina hielt der Tropensturm Isaac am Montag weiter Kurs auf das US-Festland. Der Tropensturm droht zu einem gewaltigeren Hurrikan zu werden als bisher erwartet. Die Experten des Nationalen Hurrikan Zentrums (NHC) der USA prognostizierten am Montag, dass der Wirbelsturm zu einem Hurrikan der Kategorie zwei mit Windgeschwindigkeiten von 160 Kilometern pro Stunde heranwachsen werde, bevor er Dienstagnacht oder Mittwochfrüh irgendwo entlang der Golfküste zwischen Florida und Louisiana auf Land treffen werde.
Bisher hatte es geheißen, "Isaac" werde über dem warmen Meer lediglich die erste von fünf möglichen Stufen auf der Saffir-Simpson-Skala erklimmen. Der Sturm ziehe mit rund 22 Kilometern in der Stunde durch den Golf von Mexiko, teilte das Hurrikanzentrum in Miami mit. Die Windböen erreichten durchschnittlich fast 105 Stundenkilometer. Die meteorologische Vorhersage für Isaac sei nahezu identisch mit der für Katrina im Jahre 2005, berichtete der Sender CNN.
Schwere Schäden auf Haiti
Bis Montag hatte die Wetterfront mit der gigantischen Wolkenspirale bereits schwere Schäden auf Haiti und der Dominikanischen Republik sowie auf Kuba angerichtet. In Haiti, das immer noch unter den Folgen des verheerenden Erdbebens vor zweieinhalb Jahren leidet, starben nach Angaben des Zivilschutzes mindestens 19 Menschen. In der kubanischen Stadt Baracoa wurden dutzende Häuser zerstört.
In der alten Welt hielten sich Meteorologen hingegen zurück: "Wirbelstürme sind manchmal recht eigenwillig, drehen plötzlich ab und sind dann auf einmal ein paar hundert Kilometer weiter weg", sagte Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Der Sturm sei gar nicht vergleichbar mit Katrina. "Er ist bei weitem nicht so intensiv", so der Experte.
Angst in New Orleans
Dennoch: "Wir sind in hoher Alarmbereitschaft, es herrscht große Angst", erklärte New Orleans' Bürgermeister Mitch Landrieu. Die Stadt sei aber viel besser vorbereitet als im Sommer 2005, als Katrina mit Stärke 5 rund 1800 Menschen den Tod brachte. Für Louisiana wurde eine Hurrikanwarnung ausgegeben. Gouverneur Bobby Jindal rief die Bevölkerung in Küstenregionen auf, sich auf Evakuierungen vorzubereiten. Zugleich erklärte er vorsichtshalber den Notstand für seinen Staat. Auch in Mississippi und Alabama wurde der Notstand ausgerufen.
Isaac macht jedenfalls den Republikanern schwer zu schaffen. Tampa in Florida, wo die Konservativen ihren Wahlparteitag abhalten (siehe Seiten 2 und 3), blieb zwar verschont. Doch an der US-Südküste könnte der Sturm in die Veranstaltungen platzen, bei der Ex-Gouverneur Mitt Romney offiziell zum Herausforderer von Präsident Barack Obama gekürt werden soll. (APA, Reuters, red, DER STANDARD, 28.8.2012)