Die Republikaner haben seit dem Aufstieg der Tea Party einen erklärten Lieblingsfeind: den ihrer Meinung nach bevormundenden Staat. Dessen einzige Aufgabe besteht aus ihrer Sicht darin, dem ehrlichen, hart arbeitenden Bürger Geld aus der Tasche zu ziehen und dieses in undurchsichtigen Kanälen verschwinden zu lassen. Der Staat als geldgieriges, gefräßiges Monster, das es in einem möglichst kleinen Käfig zu halten gilt.

Beispielhaft für diese Sichtweise ist die Debatte über die Gesundheitsreform des amtierenden demokratischen Präsidenten Barack Obama. Washington werde sich damit in die Gesundheitsvorsorge einmischen, die freie Arztwahl verhindern und damit die Freiheit jedes Einzelnen einschränken.

Wo die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt wird, scheint aber aus republikanischer Sicht verhandelbar zu sein. Auf anderen Politikfeldern finden Republikaner nämlich nichts dabei, den Wählern Handlungsanweisungen zu geben und Verbote aufzustellen. Mehr und mehr Republikaner finden es legitim, Frauen zu verbieten, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Selbst im Fall einer Vergewaltigung soll eine Abtreibung nicht gestattet sein.

Auch das Liebesleben der Amerikaner bleibt nicht unangetastet. Frauen, die Frauen lieben und heiraten wollen, soll das untersagt werden. Dasselbe gilt natürlich auch für Männer, wenn sie einen Mann zu ehelichen beabsichtigen. Selbst eine zivilrechtliche Verpartnerung lehnen die Republikaner ab.

Abtreibungsverbot und Verbot der Ehe von gleichgeschlechtlichen Partnern sollen im neuen Parteiprogramm der Republikaner festgeschrieben werden, das diese Woche beim Parteitag in Tampa beschlossen wird. Während diese Wertvorstellungen eventuell vom Wähler goutiert werden, könnte ihnen diese Politik auf einer anderen Ebene um die Ohren fliegen.

Denn die Republikaner haben sich dafür eingesetzt, die Katastrophenhilfe zu kürzen. Gelder, die vielleicht bald gebraucht werden könnten, um die Zerstörung nach dem Tropensturm "Isaac" zu beseitigen. Wenn Häuser nicht wieder aufgebaut oder Straßen nicht repariert werden können, weil dafür kein Geld zur Verfügung steht, könnten Wähler auf den Gedanken kommen, dass der Lieblingsfeind Staat doch nicht nur böse ist. (Michaela Kampl, derStandard.at, 28.8.2012)