Fritz Sterz von der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien setzt sich für Hinweistafeln zum richtigen Verhalten im Notfall und für Notfallkurse in den Schulen ein.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Allein in Wien sterben Jahr für Jahr rund 3.000 Menschen an Herzstillstand. Die Betroffenen sind im Schnitt erst 66 Jahre alt. Bei rechtzeitiger Hilfe könnten viele davon noch leben, wie eine aktuelle, im Journal "Resuscitation" publizierte Studie der Medizinischen Universität Wien zeigt.

Der plötzliche Herztod durch Herzstillstand ist die häufigste tödliche Herzerkrankung. Dennoch waren exakte Zahlen bisher Mangelware. Grund genug für Fritz Sterz von der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien am AKH, eine entsprechende Studie zu initiieren. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Weder ein Herzinfarkt, noch ein Herzstillstand kommen heute einem Todesurteil gleich. Denn bei rechtzeitigen Maßnahmen durch Ersthelfern sind die Überlebenschancen hoch. Dazu Sterz: "Ein Drittel aller rechtzeitig behandelten und von der Rettung in eine Notfallaufnahme gebrachten Menschen können das Krankenhaus lebend wieder verlassen."

Nur neun Prozent Überlebensrate

Oft ist jedoch kein Ersthelfer zur Stelle, weshalb die Rettung häufig nur noch den Tod feststellen kann. Die gesamte Überlebensrate beträgt aus diesem Grund nur neun Prozent. Ein Wert, mit dem Wien im internationalen Mittelfeld liegt. Insbesondere in den skandinavischen Ländern ist die Überlebensrate deutlich höher.

Deshalb plädierte Sterz - er tut dies mit Vehemenz seit Jahren - für noch mehr Hilfe durch Laien. Denn rechtzeitige Notfallhilfe erhöht die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand deutlich. "In Wien hilft bei jedem zweiten Herzstillstand ein Laie. Im internationalen Vergleich ist dieser Wert recht hoch. Toll wäre es, wenn Laien in jedem Fall helfen würden", so der Spezialist, der sich aus diesem Grund für Hinweistafeln zum richtigen Verhalten im Notfall und Notfallkurse in den Schulen einsetzt. Professionelle Helfer kommen nämlich bei einem akuten Herzstillstand außerhalb von Spitälern fast immer zu spät, weil für die Wiederherstellung der Herz-Kreislauf-Funktion nur ein Zeitfenster von wenigen Minuten besteht.

"Knochenarbeit"

Für die vor kurzem in "Resuscitation", einem international führenden Wissenschaftsjournal für Notfallmedizin erschienene Studie wurden Zahlen der Jahre 2009 und 2010 gesammelt und ausgewertet. Die bisher letzte heimische Studie zum Thema Herzstillstand datierte aus den 1990er Jahren. Auch im gesamten deutschen Sprachraum ist entsprechendes aktuelles Zahlenmaterial bis jetzt eine Rarität. (APA/red, 28.8.2012)