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Geht es nach Italiens Regierung, ist Minderjährigen das Rauchen bald verboten. Wer ihnen Zigaretten verkauft, muss bis zu 1000 Euro Strafe zahlen.

Foto: AP/SALVATORE LAPORTA

Italien will seine Bürger zu einem gesünderen Lebensstil zwingen. Am Freitag will die Regierung ein Gesetz verabschieden, das den Zigaretten- und Alkoholkonsum reduzieren und die wachsende Spielsucht bekämpfen soll. Wer in Zukunft Zigaretten an Minderjährige verkauft, riskiert eine Geldstrafe von 1000 Euro und einen Lizenzentzug bis zu drei Monaten. Zigarettenautomaten müssen ab 2014 mit einem Lesegerät ausgestattet werden, um das Alter des Käufers zu verifizieren. Softdrinks und zuckerhältige alkoholische Getränke werden mit einer Gesundheitssteuer belastet.

Spielautomaten müssen in Zukunft mindestens einen halben Kilometer von Schulen und Jugendzentren entfernt sein. Bürgermeister können die Schließung von Spielsalons verfügen und deren Öffnungszeiten regeln. Das Gesamtvolumen von Glücksspielen und Lotterien ist in Italien in zehn Jahren von 14 auf 80 Milliarden Euro angestiegen.

Neuerungen in der Gesundheitspolitik

Zum Rohverzehr bestimmter Fisch und unpasteurisierte Milch müssen zudem mit Hinweisen auf bakterielle Gefahren und deren Vermeidung versehen sein. Die Sushi-Welle hat in Italien zu einem erheblichen Anstieg schwerer Darminfektionen geführt.

In der Gesundheitspolitik werden zahlreiche Neuerungen eingeführt. So müssen sich Hausärzte zusammenschließen, um eine Betreuung ihrer Patienten rund um die Uhr zu gewährleisten - auch nachts und am Wochenende. Für überflüssig gehaltene Medikamente werden in Zukunft nicht mehr vergütet.

Das umstrittene Gesetz von Gesundheitsminister Renato Balduzzi wurde in Italien mit Skepsis aufgenommen. Kritiker warfen dem Staat vor, in die Entscheidungsfreiheit der Bürger einzugreifen. Getränkehersteller bemängelten, dass nur gezuckerte Drinks besteuert würden, nicht aber andere Süßigkeiten.

Kirchliche Kreise forderten entschiedenere Maßnahmen gegen die ausufernde Spielsucht, der jeder Italiener rechnerisch jährlich 1260 Euro opfert. Berlusconis PDL kündigte an, das Gesetz im Parlament "abzuservieren". (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 29.8.2012)