Nach nun drei Sommergesprächen ist zu vermuten, dass die Politik als Regenbogenkoalitionschor den ORF-Göttern dankt, dass Armin Wolf in der ZiB 2 immer gehetzt auf die Zeit schauen muss. Wirft er beim Sommerplausch seinen Fragegriller an, ist ja die schöne Zeitstrecke seine Gefährtin - nebst jener Fragetechnik, bei der das Gegenüber nicht ahnt, in welche Widerspruchsfalle es bald tappen wird.

So auch Heinz-Christian Strache. Zwar kennen einander Wolf und der FPÖ-Lokführer schon eine geraume Weile. Wie sie einander das Leben schwer machen, wissen sie. Ja, wahrscheinlich können sie sich Angenehmeres vorstellen, als dem anderen spätabends am Würstelstand zu begegnen. Es roch jedenfalls nach Unentschieden: Wolf lächelt im Kursalon Hübner gemein-süßlich und voller Vorfreude auf einen Treffer. Strache hingegen bleibt schmallippig, grimmig angespannt und auf dem Sprung zum Wortschwall. Aber seltsam: Zu einem solchen kam es nicht; in seine Abneigung gegen den Medienmann mischte sich bald nur noch ein leicht resignatives Staunen darüber, dass der Wolf keine Ruhe gibt.

Sollte sich Strache, der über sich selbst gern in der dritten Person sprach, das Ganze noch einmal ansehen, wird er feststellen, dass er mit vielen Themen schwach durchkam. Das Feindbild ESM-Schirm konnte er brandmarken, ja. Volksabstimmungen und das Nachdenken über einen Austritt aus der EU durfte er anpreisen, ja.

Gefangen in Fragen über Ehrlichkeit, Ängstlichkeit, über burschenschaftliche Fechtduelle und das Nichterkennen von Davidsternen verging die Zeit für den blauen Mann jedoch gar zu schnell. Im Kursalon saß ein verhinderter Populismustiger. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 29.8.2012)